Z Geburtshilfe Neonatol 2021; 225(S 01): e35-e36
DOI: 10.1055/s-0041-1739789
Abstracts | DGPM

Evaluation des geburtshilflichen Managements bei intrahepatischer Schwangerschaftscholestase

L Zehner
1   Christian-Albrechts-Universität, Kiel, Deutschland
,
M Mai
1   Christian-Albrechts-Universität, Kiel, Deutschland
,
A Dückelmann
2   Universitätsklinikum Charité, Klinik für Geburtsmedizin, Berlin, Deutschland
,
C Eckmann-Scholz
3   Universitätsklinikum, Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe, Kiel, Deutschland
,
N Maass
3   Universitätsklinikum, Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe, Kiel, Deutschland
,
U Pecks
3   Universitätsklinikum, Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe, Kiel, Deutschland
› Author Affiliations
 

Einleitung Die intrahepatische Schwangerschaftscholestase (ICP) ist mit einer Prävalenz von circa 1% die häufigste schwangerschaftsspezifische Lebererkrankung. Hauptmerkmale sind Pruritus in Verbindung mit erhöhten Gallensäuren (GS) (>10 µmol/L nüchtern;>15 µmol/L postprandial) und/oder erhöhter Transaminasen-Aktivität. Eine medikamentöse Therapie mit Ursodeoxycholsäure (UDCA) verbessert den maternalen Juckreiz. Während schwerwiegende Komplikationen für die Mutter nicht zu erwarten sind, ist die ICP mit ungünstigem perinatalen Outcome assoziiert – vor allem der plötzliche intrauterine Fruchttod (IUFT) ist eine gefürchtete Komplikation. Zur Vermeidung dessen wird eine vorzeitige Geburtseinleitung im Sinne eines aktiven Managements international diskutiert. In Bezug auf diagnostische Kriterien, Laboruntersuchungen und fetale Überwachung fehlt es jedoch national als auch international an einheitlichen Handlungsempfehlungen. Ziel dieser Studie ist es, die gängige Praxis des geburtshilflichen Managements von ICP in Deutschland abzubilden und einen Standardisierungsbedarf dieser Praxis vor dem Hintergrund existierender Leitlinien und bestehender Evidenz abzuschätzen.

Material/Methode Ein Fragebogen, bestehend aus vierzehn multiple choice Fragen, die insbesondere auf Indikationen zu Intervention abzielen, wurde an 699 Kliniken deutschlandweit verschickt. Die Auswertung erfolgte deskriptiv.

Ergebnisse Insgesamt konnten 334 Fragebögen ausgewertet werden (Beteiligungsquote: 48.1%). In Übereinstimmung mit internationalen Leitlinien besteht ein Konsens (Zustimmung von>70%) bezüglich der Diagnosestellung bei vorliegendem Pruritus und GS-Werten von>10 bzw.>15µmol/L, sowie in der therapeutischen Anwendung von UDCA. Hinsichtlich einer geringen Evidenzlage und der Unvorhersehbarkeit eines IUFTs wird die Notwendigkeit fetaler Überwachung in der Literatur viel diskutiert. Auch diese Umfrage bildet ein uneinheitliches fetales Management ab. 46.6% der Teilnehmer gaben an, ein aktives geburtshilfliches Management durchzuführen – sie empfehlen wegen ICP grundsätzlich eine Entbindung zwischen 37+0 – 38+6 Schwangerschaftswochen (SSW). Entgegen neueren Studien, die ein erhöhtes Risiko für IUFTs erst ab einem GS-Wert von 100µmol/L belegen konnten, empfehlen 25.8% der Befragten eine Entbindung vor der 37. SSW bei ICP und erhöhten Werten von 10 – 99 µmol/L.

Diskussion Das uneinheitliche Management bei ICP in Deutschland spiegelt die Unsicherheit im Umgang mit der Erkrankung wider. Um diesem entgegenzuwirken und die Versorgung von ICP-betroffenen Frauen zu verbessern, bedarf es standardisierte evidenzbasierte Leitlinien. Aufgrund der geringen Prävalenz sind beweiskräftige Aussagen schwer zu generieren und weitere Untersuchungen auf der Basis prospektiver klinischer Studien sind zu empfehlen.



Publication History

Article published online:
26 November 2021

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