Z Geburtshilfe Neonatol 2021; 225(S 01): e35
DOI: 10.1055/s-0041-1739788
Abstracts | DGPM

Die Rolle einer Advanced Practice Midwife bei der Betreuung von Frauen mit Epilepsie in der Reproduktionsphase-eine Bedarfsanalyse

CN Michel
1   Berner Fachhochschule, Departement Gesundheit, Geburtshilfe, Bern, Schweiz
,
A Seiler
2   Universitätsspital, Inselspital Bern, Neurologie, Schlaf-Wach-Epilepsie Zentrum, Bern, Schweiz
,
E Cignacco Müller
1   Berner Fachhochschule, Departement Gesundheit, Geburtshilfe, Bern, Schweiz
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Einleitung Weltweit sind 50 Millionen Menschen von Epilepsien betroffen (Weltgesundheitsorganisation [WHO], 2019). Die weltweite Prävalenz beträgt dabei etwa 0,3 bis 1%. Die Epilepsie ist eine der häufigsten chronisch-neurologischen Erkrankungen in der Schwangerschaft (SS) (Schneider et al., 2011; Schindler et al., 2005) wobei heute generell nicht mehr von einer Schwangerschaft bei Frauen mit Epilepsie abgeraten wird (Krämer, 2018). Dennoch wirft das Thema «Mutter werden» für Frauen mit Epilepsie viele Fragen auf. In der Schweiz wurde bislang nie geklärt, ob die aktuelle Versorgung den Bedürfnissen der betroffenen Frauen und deren mitbetreuenden Fachpersonen gerecht wird.

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Abb. 1
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Forschungsziel Eruierung des Bedarfs nach einem spezialisierten und interprofessionellen Versorgungsangebot für Frauen mit Epilepsie in der Reproduktionsphase. Zudem soll der Bedarf und Nutzen einer spezialisierten Hebamme ins interprofessionelle Versorgungsteam, eine sogenannte «Advanced Practice Midwife» (APM), abgeklärt werden.

Methode Eine qualitative, deskriptive Bedarfsanalyse wurde durchgeführt, worin Frauen mit Epilepsie und mitbetreuende Fachpersonen befragt wurden. Die Interviews wurden einer inhaltlich strukturierenden Inhaltsanalyse nach Kuckartz (2018) unterzogen und anschliessend in die Struktur des PEPPA-Rahmenmodells (Bryant-Lukosius, 2004), welches für APM-Rollenentwicklung wegweisend ist, integriert.

Ergebnisse Insgesamt wurden 12 semistrukturierte Einzelinterviews durchgeführt. Es wurden fünf Frauen mit Epilepsie befragt und sieben Fachexpertinnen- und Experten. Dies waren Hebammen sowie ärztliche Fachpersonen aus dem Bereich der Gynäkologie & Geburtshilfe und Neurologie. Aus den Interviews konnten vier bislang unerfüllte Bedürfnisse identifiziert werden: a) Orientierungshilfe im Betreuungsprozess gewährleisten, b) Förderung der fachlichen Zusammenarbeit, c) Beratung zur anfallsunterdrückenden Therapie und zum Geburtsmanagement anbieten und d) postpartale Nachbetreuung gewährleisten. Eine APM-Rollenentwicklung ins interprofessionelle Team sollte bedacht werden.

Diskussion Es konnte aufgezeigt werden, welchen Bedarf Frauen mit Epilepsie in der Reproduktionsphase und deren mitbetreuenden Fachpersonen haben. Ebenso konnten mögliche Arbeitsfelder einer «APM for epilepsy» umschrieben werden, die dem Bedarf nach einem kontinuierlichen und koordinierten Beratungsangebot gerecht würde. Eine APM hat das Potential das Sicherheitsgefühl der Frauen zu erhöhen und ihnen eine gute Orientierung im Betreuungsverlauf zu vermitteln.

Schlussfolgerung Die verbesserte interprofessionelle Zusammenarbeit zwischen Geburtshilfe und Neurologie, könnte sich vorteilhaft auf die Betreuungskontinuität betroffener Frauen auswirken.



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Article published online:
26 November 2021

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