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DOI: 10.1055/s-0041-1739780
Geburtsverlauf, fetales und mütterliches Outcome bei Zwillingsgeburten – eine retrospektive Analyse
Einleitung Mehrlingsgeburten sind im Vergleich zu Einlingsgeburten mit einem höheren perinatalen Morbiditäts- und Mortalitätsrisiko assoziiert.
Ziel der Retrospektivanalyse ist es, das mütterliche und fetale Outcome von Zwillingsgeburten abhängig vom Geburtsmodus zu vergleichen und Faktoren aufzuzeigen, die für das Geburtsmanagement von Bedeutung sind.
Material/Methode In der Retrospektivanalyse wurden 277 Zwillingsgeburten ab der 35. SSW untersucht, die zwischen 2010 und 2019 an einer Universitätsfrauenklinik auftraten. Berücksichtigt wurde der Einfluss von mütterlichen Parametern auf den Geburtsmodus. Des Weiteren wurde das mütterliche Outcome sowie das fetale Outcome in Abhängigkeit vom Geburtsmodus analysiert und verglichen.
Unterschiede zwischen den Gruppen wurde mit Hilfe einer One-Way-ANOVA mit dem Zwischensubjektfaktor „Gruppe“ analysiert. Im Falle eines signifikanten Haupteffekts „Gruppe“ wurden bonferroni-korrigierte ungepaarte T-Tests gerechnet. Gruppenunterschiede bzgl. kategorialer Variablen wurden mit Hilfe von Kreuztabellen (Chi2-Test bzw. Fisher"s exakter Test) analysiert und ebenfalls für multiple Vergleiche korrigiert.
Ergebnisse Es fanden 97 (35.0%) vaginale Entbindungen (VE), 99 (35,7%) Primäre Sectios (PS), 70 (25.3%) Sekundäre Sectios (SS) und 11 (4%) VE bei Kind 1 mit anschließender SS bei Kind 2 (VE1/SS2) statt.
Das fetale Outcome abhängig von VE, PS und SS zeigte keine signifikanten Unterschiede in Bezug auf APGAR nach 1,5 und 10 min.
Bei Kind 1 zeigten sich keine Unterschiede des NapH, jedoch zeigten VE einen größeren BE (-3.26±3.96) als PS (-1.53±2.06, p=0,002) und SS (-0.90±3.67, p=< 0,001). Kind 2 wies einen geringerer pH und größeren BE bei VE (pH: 7.27±0.07, BE: -3.02±2.77) im Vergleich zu PS (pH: 7.30±0.05, p=0,026, BE: -1.41±2.53, p=< 0,001) und SS (pH: 7.31±0.05, p=< 0,001, BE: -1.08±3.22, p=< 0,001) auf.
Dem entgegen zeigten beide Kinder ein häufigeres Auftreten respiratorischer Störungen bei PS (21.4%/17.2%) und SS (18.8%/22.9%) entgegen VE (2.1%/7.3%) (p=< 0.05). Darüber hinaus stellte sich eine häufigere Behandlung von Kind 2 auf der Neonatologie bei PS (45.5%) und SS (52.9%) im Vergleich zu VE (30.9%) dar (p=< 0.05).
Das Outcome von Kind 2 bei VE1/SS2 stellte sich in allen o.g. Parametern schlechter als bei den anderen Geburtsmodi dar (p=< 0.05).
Diskussion Vaginale Mehrlingsgeburten mit Kind 1 in Schädellage können an einer Klinik mit hoher perinatalmedizinischer Expertise durchgeführt werden, da sie u. a. mit einem geringeren Risiko für eine stationäre Behandlung für Kind 2 assoziiert sind. Wird jedoch nach vaginaler Entbindung von Kind 1 die Indikation für eine Sekundäre Sectio bei Kind 2 gestellt, ist das mit einem im Vergleich zu allen anderen Geburtsmodi deutlich schlechteren Outcome für Kind 2 verbunden.
Publication History
Article published online:
26 November 2021
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