Z Geburtshilfe Neonatol 2021; 225(S 01): e31
DOI: 10.1055/s-0041-1739779
Abstracts | DGPM

Die Bedeutung des Delta-Wertes in der Flussgeschwindigkeit der Arteria cerebri media in der Twin anemia-polycythemia sequence Diagnostik – Analyse einer heterogenen Kohorte monochorialer Zwillinge

R Axt-Fliedner
1   Justus-Liebig Universität Giessen, Abteilung fuer Pränatale Medizin&Fetale Therapie, Giessen, Deutschland
2   Anthea de Sainte Fare, Ivonne Bedei, Johanna Schenk, Aline Wolter, Elly Widriani, Georgios Sarmas, Roland Axt-Fliedner
3   Division of Prenatal Medicine&Fetal Therapy, Justus-Liebig University of Giessen, Germany
› Author Affiliations
 

Hypothese Twin-anemia-ploycythemia sequence (TAPS) stellt eine Komplikation bei monochorialen-diamnioten (MCDA) Zwillingsschwangerschaften dar. In dieser Studie wird analysiert ob die pränatale Diagnose mittels delta ACM-Vmax>0,5 Multiples of the Median (MoM) mehr TAPS Fälle detektiert als die leitliniengemäße Diagnostik durch ACM-Vmax>1,5/<1,0 MoM in einer heterogenen Gruppe von MCDA-Zwillingen.

Material & Methoden Diese Datenanalyse wurde retrospektiv durchgeführt. Berücksichtigt wurden monochorial-diamniote Zwillingsschwangerschaften von Januar 2010 bis Januar 2021. Es wurden ausschließlich lebend-geborene Zwillingspaare betrachtet, bei denen pränatal die Messung der Flussgeschwindigkeit der A. cerebri media (ACM-Vmax) höchstens eine Woche vor dem Geburtstermin lag und postnatal innerhalb von 24 Stunden ein Hämoglobin-Wert gemessen wurde. Die Diagnose TAPS wurde postnatal bei den Zwillingen mit einer Hämoglobin-Differenz>80 g/l gestellt.

Ergebnisse 349 Zwillingspaare wurden pränatal in drei Diagnosegruppen eingeteilt: TAPS Diagnose durch ACM-Vmax>1,5/<1,0 MoM, delta ACM-Vmax>0,5 MoM und eine Kontrollgruppe.

Die Diagnostik durch ACM-Vmax>1,5/<1,0 MoM (Cut-off Gruppe) wies eine niedrigere Sensitivität auf als die mittels delta ACM-Vmax>0,5 MoM (delta-Gruppe) diagnostizierten TAPS (33% CI: 27,9% – 38,1 vs. 82% CI: 77,4% – 85,8%). Die Spezifität erwies sich mit 97% (CI: 95% – 98,9%) in der Cut-off Gruppe höher als in der delta-Gruppe mit 88% (CI: 85,5% – 91,5%). Das Risiko, dass pränatal fälschlicherweise ein TAPS nicht erkannt wird, ist in der Cut-off Gruppe größer als in der delta-Gruppe (12 vs. 3%).

Schlussfolgerung Es wurde gezeigt, dass mittels delta ACM-Vmax>0,5 MoM mehr TAPS diagnostiziert wurden, die nach den aktuellen Leitlinien pränatal nicht diagnotiziert worden wären. Zudem zeigte sich eine hohe Korrelation zwischen delta ACM-Vmax und postnatalen Hämoglobin-Differenzen.

In dem in der vorliegenden Arbeit untersuchten Kollektiv erwies sich die TAPS Diagnostik mittels delta Vmax als robusteres Verfahren. In der klinischen Anwendung sollte es daher verstärkt Berücksichtigung finden und weiter evaluiert werden.



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Article published online:
26 November 2021

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