Z Geburtshilfe Neonatol 2021; 225(S 01): e29
DOI: 10.1055/s-0041-1739775
Abstracts | DGPM

Multivariate Analysen über den Einfluss von Body Mass Index und Gewichtszunahme der Mutter auf das maternale und neonatale Outcome bei Zwillingsschwangerschaften

J Schubert
1   Philipps Universität Marburg, Marburg, Deutschland
2   Clara Angela Foundation, Witten, Deutschland
,
N Timmesfeld
3   Ruhr Universität Bochum, Institut für Biometrie und Epidemiologie, Bochum, Deutschland
,
K Noever
1   Philipps Universität Marburg, Marburg, Deutschland
2   Clara Angela Foundation, Witten, Deutschland
,
B Arabin
2   Clara Angela Foundation, Witten, Deutschland
4   Charité Universitätsmedizin, Berlin, Deutschland
› Author Affiliations
 

Einleitung Für die maternale Gewichtszunahme bei Zwillingsschwangerschaften gibt es bisher nur provisorische Empfehlungen des Institute of Medicine1. Mithilfe neu aufgestellter, populationsbasierter Quartilen für die maternale Gewichtszunahme (Q1:<419,4 g/Woche, Q2–Q3: 419.4–692.3 g/Woche, Q4:>692.3 g/Woche)2 wurde der Einfluss von maternaler Gewichtszunahme während der Schwangerschaft im Vergleich zum mütterlichen body mass index (BMI) auf das Outcome von Zwillingsmüttern und ihren Kindern untersucht. Erste Ergebnisse der Pilotstudie wurden bereits vorgestellt, inzwischen können wir genauere Resultate von klinischer Relevanz präsentieren [1].

Material/Methode Nach ausführlicher Plausibilitätskontrolle wurden 10 603/ 13 725 in Hessen registrierten Zwillingsschwangerschaften aus den Jahren 2000 bis 2015 mittels multivariater logistischer Regressionsmodelle analysiert.

Ergebnisse Ein maternaler BMI>25 kg/m2 führte zu signifikant erhöhten Raten von Kaiserschnitten (Übergewicht: aOR:1,2 CI:1,01–1,41 p=0,04; Adipositas: aOR:1,9 CI:1,45–2,49 p<0,0001) und hypertensiven Schwangerschaftserkrankungen (Übergewicht: aOR:1,53 CI:1,11–2,1 p<0,01; Adipositas: aOR:2,85 CI:1,98–4,09 p<0,0001), beeinflusste aber nich die Gesundheit der Neugeborenen. Auch maternales Untergewicht (BMI<18,5 kg/m2) hatte keinen signifikanten Einfluss auf das Outcome der Mütter und Kinder.

Geringe adaptierte Gewichtszunahme dagegen führte zu signifikant erhöhten Risiken für perinatale Mortalität (aOR:2,23 CI:1,38–3,6 p<0,01), Frühgeburten vor der 34. Schwangerschaftswoche (aOR:1,88 CI:1,58–2,25 p<0,01), APGAR"5 Scores unter 7 (aOR:1.61 CI:1,19–2,17 p<0,01) und Verlegungen der Kinder auf die Intensivstation (aOR:1,6 CI:1,38–1,85 p<0,0001). Kaiserschnitte waren signifikant häufiger bei Müttern mit geringer (aOR:1,25 CI:1,05–1,48 p=0,01) und hoher Gewichtszunahme (aOR:1,17 CI:1,01–1,35 p=0,04). Eine hohe Gewichtszunahme steigerte außerdem das Risiko für hypertensive Schwangerschaftserkrankungen (aOR:2,32 CI:1,79–3,02 p<0,0001) und postpartale Blutungen (aOR:1,72 CI:1,12–2,63 p=0,01).

Diskussion Die maternale Gewichtszunahme beeinflusst das Outcome von Zwillingsschwangerschaften deutlich stärker als der BMI. Als beeinflussbaren Risikofaktor auch bei bereits bestehender Schwangerschaft, bietet sie eine Chance, durch ausführliche Aufklärung und Beratung sowie eine engmaschige Überwachung der Gewichtsentwicklung auf Zwillingsmütter einzuwirken und dadurch Komplikationen bei Müttern und Neugeborenen zu reduzieren. In Zukunft müssen zudem Interventionen zur Vermeidung einer pathologischen maternalen Gewichtszunahme spezifisch für Schwangere mit Zwillingen unzersucht werden.

Tab. 1 Multivariate Analysen zum Einfluss von maternalem BMI und Gewichtszunahme. n=10.603 Zwillingsschwangerschaften, aOR=adjusted odds ratio, 95% CI=Konfidenzintervall

Zoom Image
Tab. 1


Publication History

Article published online:
26 November 2021

© 2021. Thieme. All rights reserved.

Georg Thieme Verlag
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany

 
  • Literatur

  • 1 Rasmussen et al. National Academies Press. Washington, 2009 2) Schubert et. al. Archives of gynecology and obstetrics, 2020