Z Geburtshilfe Neonatol 2021; 225(S 01): e28
DOI: 10.1055/s-0041-1739773
Abstracts | DGPM

Erkennbarkeit angeborener Herzfehler durch eine standardisierte Untersuchung des fetalen Herzens im ersten Trimenon

J Kähler
1   Klinik für Geburtsmedizin FSU jena, Geburtsmedizin, Jena, Deutschland
,
E Schleußner
1   Klinik für Geburtsmedizin FSU jena, Geburtsmedizin, Jena, Deutschland
,
C Kähler
2   Praxis für Pränatalmedizin, Erfurt, Deutschland
› Author Affiliations
 

Fragestellung Die frühe fetale Echokardiographie erfordert eine ausreichende Spezialisierung des Untersuchers und ist mit hohem Zeitaufwand verbunden. So bleibt diese Untersuchung vor allem dem Hoch-Risiko-Kollektiv für Herzfehler vorbehalten. Da jedoch Herzfehler bei der Mehrzahl aller Feten nicht in einem Risikokollektiv auftreten, sollte das fetale Herz mit wenigen, aussagekräftigen sonografischen Einstellungen untersucht werden können. Ziel dieser Studie ist es, eine Standardisierung für die frühe kardiale Untersuchung zu etablieren, welche mehr Informationen als die alleinige Darstellung des Vierkammerblicks enthält, aber nicht so große Ressourcen bindet wie eine ausführliche fetale Echokardiographie.

Methode In dieser Studie wurden retrospektiv Daten von 1076 Schwangeren mit insgesamt 1183 Feten analysiert. Die Schwangeren erhielten sowohl eine fetale Herzuntersuchung im ersten Trimenon als auch eine Echokardiographie ab der 18. SSW. Das fetale Herz wurde im ersten Trimenon mittels drei sonografischer Einstellungen unter Einbeziehung des Farbdopplers untersucht: Vierkammerblick, rechte und linke Ausflussbahn.

Ergebnisse Im Kollektiv von 1183 Feten wurden 51 Feten mit Herzfehlern gefunden (Prävalenz 4,3%). Davon wiesen 21 Feten (Prävalenz im Kollektiv 1,8%) schwere oder moderate Herzfehler auf. Bei 30 Feten wurde pränatal ein milder Herzfehler diagnostiziert. Schwere oder moderate Herzfehler konnten bei als „pathologisch“ oder „kontrollbedürftig“ eingeschätzten sonografischen Einstellungen in der frühen Herzuntersuchung mit einem NPW von 99,6% und einem PPW von 100% diagnostiziert werden. Die Sensitivität der fetalen kardialen Einstellungen bezüglich schwerer und moderater Herzfehler liegt in dieser Studie bei 90,4%, die Spezifität bei 95,7%. Unter Einschluss milder Herzfehler reduziert sich die Sensitivität auf 39,2%, bei einer weiterhin hohen Spezifität von 95,7%.

Schlussfolgerungen Werden die drei hier untersuchten kardialen Einstellungen im ersten Trimenon als unauffällig eingeschätzt, können schweren oder moderaten Herzfehler mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen werden. Eine Untersuchung zu einem späteren Zeitpunkt ist jedoch unter anderem durch die mögliche Entwicklung eines Herzfehlers im Laufe der Schwangerschaft auch bei unauffälliger Untersuchung im ersten Trimenon unverzichtbar. Milde Herzfehler können nach den hier vorliegenden Daten durch eine frühe fetale Herzuntersuchung mittels der drei untersuchten Einstellungen nicht entdeckt werden. Auch sollte bei eingeschränkten Untersuchungsbedingungen, die häufig mit einer mangelnden Einschätzung insbesondere der Ausflusstrakte einhergehen, die Begrenzung der Anwendung beachtet werden und eine erneute Herzuntersuchung im Verlauf erfolgen.



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Article published online:
26 November 2021

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