Z Geburtshilfe Neonatol 2021; 225(S 01): e26
DOI: 10.1055/s-0041-1739767
Abstracts | DGPM

Sonographische Messgenauigkeit des fetalen Schätzgewichts bei Anhydramnion

M Rauh
1   Klinik St. Hedwig – Krankenhaus Barmherzige Brüder, Frauenheilkunde, Regensburg, Deutschland
,
K Rasim
1   Klinik St. Hedwig – Krankenhaus Barmherzige Brüder, Frauenheilkunde, Regensburg, Deutschland
,
B Schmidt
2   Institut für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie, Universitätsklinikum Essen, Essen, Deutschland
,
S Suttner
1   Klinik St. Hedwig – Krankenhaus Barmherzige Brüder, Frauenheilkunde, Regensburg, Deutschland
,
B Seelbach-Göbel
1   Klinik St. Hedwig – Krankenhaus Barmherzige Brüder, Frauenheilkunde, Regensburg, Deutschland
,
A Köninger
1   Klinik St. Hedwig – Krankenhaus Barmherzige Brüder, Frauenheilkunde, Regensburg, Deutschland
› Author Affiliations
 

Einleitung Bei reduzierter Fruchtwassermenge verschlechtert sich subjektiv die Qualität der fetalen Biometrie aufgrund einer schlechteren Abgrenzbarkeit kindlicher Strukturen gegeneinander und gegenüber Plazenta und Nabelschnur.

In dieser Studie wurde der Einfluss eines Anhydramnions auf die sonographische Messgenauigkeit des fetalen Schätzgewichts untersucht.

Material/Methoden Es handelt es sich um eine retrospektive Fall-Kontroll-Studie von Schwangeren, die sich zwischen 2015 und 2020 zwischen 24+0 bis 42+0 SSW in einem Perinatalzentrum Level 1 vorstellten.

In die Fallgruppe (n=57) wurden Patientinnen aufgenommen mit sonographischem Nachweis eines Anhydramnions (Amniotic fluid index, AFI<5) durch vorzeitigen Blasensprung (n=50) oder Plazentainsuffizienz (n=7). Ausschlusskriterien waren fetale Fehlbildungen, Oligohydramnion oder Geminigravidität.

Die Kontrollgruppe (n=57) besteht aus Schwangeren mit unauffälliger Fruchtwassermenge (AFI>8).

Die Differenz zwischen präpartaler sonographischer Gewichtsschätzung und Geburt betrug maximal 5 Tage.

Alle Frauen wurden von qualifizierten Ultraschallern transabdominal mittels eines hochauflösenden Konvexschallkopfes (3,5 mHz) untersucht. Erfasst wurden maternales Alter, BMI, das Gestationsalter bei Untersuchung, fetales Schätzgewicht nach Hadlock (berechnet mittels BIP, [KU], AU, FL), Gestationsalter bei Geburt, kindliche Körperlänge und Geburtsgewicht in Perzentilen nach Voigt, Differenz zwischen sonographischem Schätz- und Geburtsgewicht in Gramm und Prozent.

Es erfolgte die statistische Auswertung der erhobenen Parameter zwischen beiden Kollektiven mittels Wilcoxon-Test und T-Test für verbundene Stichproben (SigmaPlot 14.0).

Ergebnisse Die Ergebnisse sind in Tabelle 1 dargestellt. Die Patientinnen der Fallgruppe hatten einen höheren BMI als die Patientinnen der Kontrollgruppe (Median [kg/m²] 27,3 [IQR 24,9–32,4] versus 22,0 [IQR 21,0-25,5], p<0,001). Das sonographische Schätzgewicht lag in beiden Gruppen niedriger als das Geburtsgewicht (Fallgruppe: Median [g] 2247 [1495–2995] versus 2440 [1510–3169]; Kontrollgruppe: Median [g] 2421 [1604–3188] versus 2475 [1825–3225]). Die prozentuale Differenz zwischen Schätz- und Geburtsgewicht unterschied sich nicht in Fall- und Kontrollgruppe (Median [%] −3,9 [−12,5–1,0] versus −5,6 [−9,5–1,6], p=0,700).

Diskussion Es konnte gezeigt werden, dass das Vorhandensein eines Anhydramnions die Qualität der Biometrie nicht signifikant beeinflusst und eine fetale Gewichtsschätzung genauso gut möglich ist wie bei unauffälliger Fruchtwassermenge.

Dies kann Geburtshelfern und Neonatologen vor allem in kritischen Situationen wie extremer Frühgeburtlichkeit zusätzliche Sicherheit geben. In dieser Phase der Schwangerschaft hat das fetale Schätzgewicht eine besondere Bedeutung, da es bei der Beratung der Eltern bezüglich Therapieoptionen, zur Prognoseabschätzung und zur Einschätzung der erwartbaren Komplikationen im postpartalen Verlauf hinzugezogen wird.

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Abb. 1


Publication History

Article published online:
26 November 2021

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