Z Geburtshilfe Neonatol 2021; 225(S 01): e23
DOI: 10.1055/s-0041-1739762
Abstracts | DGPM

Neonatale Morbidität bei mütterlicher SARS-CoV-2-Infektion: Daten aus dem CRONOS (COVID-19 Related Obstetric and Neonatal Outcome Study)-Register

N Mand
1   Universitätsklinik Marburg, Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin, Marburg, Deutschland
,
A Iannaccone
2   Universitätsklinik Essen, Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Essen, Deutschland
,
AC Longardt
3   Universitätsklinik Schleswig-Holstein, Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Kiel, Deutschland
,
M Hütten
4   Universität Maastricht, Neonatologie, Maastricht, Niederlande
,
L Mense
5   Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden, Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Dresden, Deutschland
,
P Oppelt
6   Johannes-Kepler-Universität Linz, Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Linz, Österreich
,
RF Maier
1   Universitätsklinik Marburg, Zentrum für Kinder- und Jugendmedizin, Marburg, Deutschland
,
U Pecks
7   Universitätsklinik Schleswig-Holstein, Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Kiel, Deutschland
,
M Rüdiger
5   Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden, Klinik für Kinder- und Jugendmedizin, Dresden, Deutschland
› Author Affiliations
 

Einleitung Studien zu SARS-CoV-2-Infektionen in der Schwangerschaft und mögliche Folgen für das ungeborene Kind kommen zu unterschiedlichen Ergebnissen. Das Risiko von intrauteriner Transmission, Frühgeburtlichkeit und Totgeburt ist unklar[1], ebenso ein möglicher Einfluss des Infektionszeitpunktes in der Schwangerschaft[2]. Es werden prospektiv gesammelte Daten aus dem CRONOS-Register vorgestellt und das neonatale Outcome abhängig vom Infektionszeitpunkt der Mutter dargestellt.

Methoden CRONOS ist ein prospektives deutsches Register, das Schwangere mit SARS-CoV-2-Infektion erfasst. Eine mütterliche SARS-CoV-2-Infektion wurde definiert als positiver PCR- bzw. Antigentest oder bei Nachweis spezifischer Antikörper. Eine neonatale SARS-CoV-2-Infektion wurde definiert als positiver PCR-Nachweis. Maternale Infektionen wurden in „früh“ bzw. „spät“ eingeteilt, wenn der Infektionsnachweis „mehr als zwei Wochen“ oder „innerhalb von zwei Wochen“ erfolgte. In die folgenden Analysen flossen Daten, die zwischen dem 03.04.2020 und 23.04.2021 in insgesamt 108 eingebenden Geburtskliniken erhoben wurden.

Ergebnisse Es wurden insgesamt 1535 Neugeborene im Register erfasst, davon 769 (50,1%) von Müttern mit später, d.h. peripartaler SARS-CoV-2-Infektion. Es zeigte sich kein signifikanter Unterschied bezüglich der Rate an Totgeburten (0,8 vs. 0,9%), Frühgeburten (15,2 vs. 12,2%) und Sectiones (35 vs. 34,8%) bei Müttern mit später vs. früher Infektion. Es zeigte sich keine höhere Rate an fetalen Wachstumsretardierungen (7,3 vs. 7,4%) oder Fehlbildungen (3,0 vs. 2,7%), wenn eine Infektion in der Frühschwangerschaft erfolgte. Neugeborene von Müttern mit peripartaler Infektion wurden jedoch häufiger auf der neonatologischen Intensivstation (NICU) aufgenommen (17,7 vs. 12,2%, p<0.05) ohne dass sich häufiger Zeichen einer respiratorischen Insuffizienz zeigten (50 vs. 56,5%, n. s.). Zudem erfolgte seltener ein Rooming-in (82,4 vs. 89,9%, p<0,0001) und eine Ernährung mit Muttermilch (86,6 vs. 93,2%, p<0,0001). Eine neonatale SARS-CoV-2-Infektion wurde bei 3% der Neugeborenen von Müttern mit später Infektion nachgewiesen.

Diskussion Neugeborene von SARS-CoV-2 positiven Schwangeren wurden häufiger auf die NICU aufgenommen, Rooming-in und Muttermilchernährung erfolgten seltener. Die Ursache für diesen Unterschied kann mit den Daten der Registerstudie nicht geklärt werden. Allerdings legen internationale Daten nahe, dass eine peripartale SARS-CoV-2 Infektion der Mutter keine Indikation für eine Aufnahme des Neugeborenen darstellt.



Publication History

Article published online:
26 November 2021

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  • Literatur

  • 1 Yang J. et al. COVID-19 pandemic and population-level pregnancy and neonatal outcomes: a living systematic review and meta-analysis. Acta obstetricia et gynecologica Scandinavica. 2021
  • 2 Flaherman VJ. et al. Infant Outcomes Following Maternal Infection With Severe Acute Respiratory Syndrome Coronavirus 2 (SARS-CoV-2): First Report From the Pregnancy Coronavirus Outcomes Registry (PRIORITY) Study. Clinical Infectious Diseases. 2020.