Z Geburtshilfe Neonatol 2021; 225(S 01): e21
DOI: 10.1055/s-0041-1739757
Abstracts | DGPM

Das Frühgeburtsrisiko nach Zervixdysplasie in Abhängigkeit der therapeutischen Intervention – eine retrospektive Kohortenanalyse

E Stratmann
1   Universitätsfrauenklinik Rostock, Rostock, Deutschland
,
E Mann
1   Universitätsfrauenklinik Rostock, Rostock, Deutschland
,
B Gerber
1   Universitätsfrauenklinik Rostock, Rostock, Deutschland
,
J Stubert
1   Universitätsfrauenklinik Rostock, Rostock, Deutschland
› Author Affiliations
 

Einleitung Ziel der Studie war es, das Risiko einer Frühgeburt bei Frauen mit Zervixdysplasie in Abhängigkeit der Therapie (Exzision vs. Destruktion) zu analysieren. Die Studie soll Aussagen zur Risikomodulation in Abhängigkeit der Invasivität der Therapie erlauben.

Material/Methode Retrospektive unizentrische Analyse aller Geburten im Zeitraum 2011 bis 2017, bei denen eine Zervixintervention (Large loop excision of the transformatio zone (LLETZ)±Laserablation (LA) vs. alleinige Laserablation) aufgrund einer Dysplasie vorausgegangen war. Berücksichtigt wurden nur die Geburt, welche unmittelbar auf die Intervention folgte. Nachfolgende Geburten sowie Mehrlingsschwangerschaften wurden ausgeschlossen. Zur Abschätzung der Effektstärke einzelner Frühgeburtsrisikofaktoren erfolgte die Berechnung von Odds ratios (OR [95% Konfidenzintervall]). Mittels logistischer Regressionsanalyse wurde die Berechnung adjustierter ORs durchgeführt. Auf Grundlage dieses Modells wurde ein Risiko-Score erstellt und dieser einer ROC-Analyse unterzogen.

Ergebnisse Von 155 identifizierten Patientinnen erhielten 94 (60,6%) eine LLETZ und 61 (39,4%) eine alleinige LA. Die Frühgeburtsrate<37+0 SSW lag in der Gesamtkohorte bei 9,7% (n=15) ohne Unterschied zwischen exzidierender und ablativer Therapie (11,7 vs. 6,7%, p=0,407, OR 1,9 [0,6–6,2]). Die Rate an frühen Frühgeburten<34+0 SSW betrug 2,6% (n=4), von denen alle Fälle in der LLETZ-Gruppe auftraten (4,3 vs. 0%, p=0,157). Signifikante Risikofaktoren für das Auftreten einer Frühgeburt waren die Notwendigkeit wiederholter Interventionen (OR 14,9 [4,0–55,6]), ein Alter unter 30 Jahren bei Intervention (OR 6,0 [1,3–27,4]), eine positive Frühgeburtenanamnese (OR 4,7 [1,3–17,6]) sowie ein Entbindungsalter nach Intervention von unter 28 Jahren (OR 4,7 [1,5–14,3]). Nicht signifikant waren eine Konustiefe≥10 mm (OR 3,5 [0,7–17,7]) das Vorliegen einer hochgradigen Zervixdysplasie (high grade squamous intraepithelial lesion, HSIL) (OR 2,0 [0,6–6,2]) sowie ein HPV high-risk Nachweis (OR 0,5 [0,1–2,6]). Die Durchführung wiederholter Interventionen erwies sich auch nach Adjustierung mit den Kovariaten Alter bei Intervention, Gravidität und Z.n. Frühgeburt als unabhängiger Risikofaktor (aOR 4,9 [1,4–17,6]). Ein aus den vier Risikofaktoren abgeleiteter Risiko-Score resultierte in einer ROC-AUC von 0,86 (0,74–0,98, p<0,001) für die Prädiktion einer Frühgeburt.

Diskussion Moderne gewebeschonende Konisationsverfahren zeigten im Vergleich zu einer alleinigen Laserablation kein erhöhtes Frühgeburtsrisiko, allerdings war für das Auftreten einer frühen Frühgeburt ein Trend zu beobachten. Wiederholte Zervixinterventionen und ein jüngeres Alter der Patientinnen war mit einem erhöhten Frühgeburtsrisiko assoziiert. Die Ergebnisse lassen vermuten, dass prädisponierende Faktoren für die Entwicklung und Persistenz einer Zervixdysplasie von größerer Bedeutung sind als die Art der therapeutischen Intervention.

Zoom Image
Abb. 1


Publication History

Article published online:
26 November 2021

© 2021. Thieme. All rights reserved.

Georg Thieme Verlag
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany