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DOI: 10.1055/s-0041-1739746
Einführung der hebammengeleiteten Geburt im Setting eines Perinatalzentrums – Eine erste Analyse
Hintergrund Neuere Studien legen den Schluss nahe, dass gesunde Frauen mit komplikationslosem Schwangerschaftsverlauf im Setting einer hebammengeleiteten Geburt (HGG) eine höhere Wahrscheinlichkeit zeigen, vaginal zu gebären. Zudem scheint die Rate an Interventionen sub partu geringer auszufallen. Noch gibt es wenige Daten bezüglich der logistischen Gegebenheiten. Es stellt sich die Frage ob maternale und neonatale Morbidität und Mortalität im Rahmen einer HGG reduziert werden können, wenn diese unter dem Dach eines Perinatalzentrums mit ärztlicher geburtshilflicher, anästhesiologischer und neonatologischer Expertise erfolgt. Zudem lohnt es sich zu analysieren, wie gross das Interesse seitens der Schwangeren an dieser Form der Geburtsbegleitung ist.
Material/Methode Zur Einführung der HGG an unserer Klinik wurden interdisziplinär und interprofessionell Ausschluss- und Transfer-Kriterien definiert. Die erste HGG erfolgte in 11/2020. Dieser Arbeit liegt eine präliminäre retrospektive Datenanalyse sämtlicher Patientinnen im Zeitraum von 10/2020 bis 04/2021 zugrunde, welche die Einschlusskriterien erfüllten und präpartal rekrutiert wurden.
Ergebnisse Von Oktober 2020 bis Mai 2021 interessierten sich 61 der im ambulanten Setting angefragten und die Einschlusskriterien-erfüllenden Schwangeren für eine HGG. Im aktuell analysierten Zeitraum haben hiervon 53 Frauen geboren, 8 waren zum Analysezeitpunkt noch schwanger, 2 Frauen haben nicht an unserem Zentrum geboren (3,8%). Im untersuchten Kollektiv (N=53) konnten 39,6% der Entbindungen ausschliesslich hebammengeleitet betreut werden (N=21). In 56,6% der Fälle musste ein Arzt hinzugezogen werden (N=30). Die häufigsten Gründe für einen Transfer in ein ärztlich betreutes Setting ergaben sich sub partu aus dem Geburtsverlauf heraus (N=15; Wunsch nach PDA, path. CTG, Geburtsstillstand). Weniger häufig zeigten sich Gründe zum Abbruch der HGG bei Eintritt in den Gebärsaal (N=12; Indikation zur Geburtseinleitung) oder bereits in der Hebammensprechstunde (N=1) oder im Verlauf der Schwangerschaft (N=2; neu aufgetretene maternale Erkrankungen in der SS, z.B. Präeklampsie).
Zusammenfassung Bereits bei Einführung der HGG an unserer Klinik zeigte sich ein grosses Interesse an dieser Art der Geburtsbetreuung. Die erste Analyse unserer Daten konnte zeigen, dass sich Gründe zum Abbruch und Transfer in den meisten Fällen sub partu ergaben. Daher erscheint es sinnvoll, die HGG unter dem Dach einer ärztlichen Expertise anzubieten. Kurze Wege und das medizinische Fachwissen können somit eine optimale mütterliche und kindliche Versorgung bieten, ohne die Gebärenden «räumlich» zu transferieren. Für weitere Aussagen und künftige Ausblicke bedarf es jedoch einer grösseren Patientenzahl und eines längeren Untersuchungszeitraums. Bezüglich des Outcomes in Hinblick auf vaginale Geburt und ärztliche Interventionen wäre der Vergleich des HGG-Kollektivs mit einem Niedrig-Risiko-Kollektiv im gleichen Zentrum untersuchungswürdig.
Publication History
Article published online:
26 November 2021
© 2021. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag
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Germany