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DOI: 10.1055/s-0041-1739743
Plazentare Entzündung, vaginales Mikrobiom und Early-Onset Neonatal Sepsis (EONS) nach frühem vorzeitigem Blasensprung
Einleitung Der frühe vorzeitige Blasensprung (preterm premature rupture of membranes, PPROM) wird häufig durch eine vaginale Dysbiose (Veränderung des vaginalen Mikrobioms), Infektion oder Inflammation verursacht. Generelle histopathologische Entzündungszeichen der Plazenta, der Eihäute oder der Nabelschnur sind in 40–70% der Fälle nachweisbar. Die Redline-Klassifikation [Redline et al. 2003] ermöglicht eine standardisierte Differenzierung und Graduierung maternaler und fetaler plazentarer inflammatorischer Veränderungen. Fast jedes fünfte Frühgeborene nach PPROM erleidet noch immer eine Neugeborenensepsis (early onset neonatal sepsis, EONS) [Hanke et al. 2015].
Material/Methode In die prospektive, multizentrische „PEONS-Studie“ wurden Frauen mit PPROM zwischen 22+0 und 34+0 Schwangerschaftswochen eingeschlossen (ClinicalTrials: NCT03819192). Den primären Endpunkt bildete die EONS. Die histopathologische Untersuchung der Plazenta erfolgte nach Redline-Kriterien. Das vaginale Mikrobiom wurde anhand sequentieller Vaginalabstriche mittels 16S rDNA Amplicon Sequenzierung untersucht.
Ergebnisse Die Studie umfasste 89 Neugeborene von 78 Frauen. 20,2% (18/89) der Neugeborenen entwickelten eine EONS. Histopathologische Befunde konnten für 83 Plazenten erstellt werden.
Eine Entzündung fetaler Plazentaanteile ging immer auch mit einer maternalen plazentaren Entzündung (n=27; 32,5%) einher. Die Gruppe mit fetaler plazentarer Inflammation (n=27) wies 11 (41%) EONS-Fälle auf. Die Gruppe ohne fetale plazentare Inflammation (n=56) beinhaltete 7 (12,5%) EONS-Fälle.
Die Assoziation der histopathologischen plazentaren Entzündung zum vaginalen Mikrobiom erfolgte zeitlich sowohl bei PPROM als auch innerhalb 24 Stunden vor Entbindung.
Diskussion Histopathologische inflammatorische Veränderungen der Plazenta nach PPROM scheinen in materno-fetaler Richtung fortzuschreiten. Bei fetaler plazentarer Entzündung liegt häufiger auch eine EONS vor.
Die Zuordnung des vaginalen Mikrobioms im Kontext plazentarer Inflammation und neonataler Sepsis könnte eine weitere diagnostische Lücke schließen.
Diese Studie wurde vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) unterstützt (FKZ 01EO1502).
Publication History
Article published online:
26 November 2021
© 2021. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart,
Germany