Z Geburtshilfe Neonatol 2021; 225(S 01): e14
DOI: 10.1055/s-0041-1739740
Abstracts | DGPM

Uterusruptur nach Geburtseinleitung nach vorangegangener Sectio caesarea

A Kolterer
1   Universitätsklinikum der Friedrich-Schiller Universität Jena, Geburtsmedizin, Jena, Deutschland
,
M Szakul
2   Landesgeschäftsstelle für Qualitätssicherung Thüringen, Jena, Deutschland
,
E Schleußner
1   Universitätsklinikum der Friedrich-Schiller Universität Jena, Geburtsmedizin, Jena, Deutschland
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Einleitung Die Uterusruptur ist ein seltener geburtshilflicher Notfall mit einer hohen maternalen und perinatalen Morbidität. Die Inzidenz wird mit 1: 7,500 bis 20 000 Geburten angegeben, bei vorangegangener Sectio caesarea (CS) steigt die Inzidenz auf ca. 1: 300. Über eine Zunahme des Uterusrupturrisikos nach Geburtseinleitung mit Prostaglandinen nach vorangegangener CS wird berichtet. Es gibt keine Daten aus Deutschland zum Rupturrisiko für eine Geburtseinleitung nach vorheriger CS.

Material/Methode Die Fachgruppe Geburtshilfe der Qualitätssicherung Thüringen nutzte die Daten der Thüringer Perinatalerhebung 2015–2019 zu einer Nachfrage der beteiligten Kliniken zur Art der Geburtseinleitung und dem Auftreten von Uterusrupturen bei einem vaginalen Entbindungsversuch nach CS (trial of labor after cesarean delivery – TOLAC). Daten aus 7 Geburtskliniken, darunter alle drei Perinatalzentren Level 1, drei der fünf Perinatalzentren Level 2 sowie eine Klinik mit Perinatalem Schwerpunkt, die zusammen 45% der Thüringer Geburten versorgen, konnten ausgewertet werden. Bei der Analyse von 37 883 Geburten fanden sich 740 Schwangere mit einer Geburtseinleitung nach vorangegangener CS (2% aller Geburten).

Ergebnisse 465 von 740 Schwangeren (63%) wurden vaginal entbunden –45 davon vaginal operativ. 274 Frauen (37%) wurden per Re-Sectio entbunden, davon 63 als Notsectio. Bei 23 Patientinnen kam es zu einer Uterusruptur, was eine Inzidenz von 1: 32 bedeutet, die alle per sekundärer CS (6 davon als Notsectio –26%) entbunden werden mussten. In keinem Fall war eine Sectiohysterektomie notwendig. Kein Neugeborenes musste auf eine neonatologische Intensivstation verlegt werden. Das durchschnittliche Geburtsgewicht lag bei 3553 g (2815–4450 g), der durchschnittliche mütterliche BMI betrug 25 (19–34).

Die Einleitungen erfolgten weit überwiegend mit Dinoproston (68%), zum geringeren Teil mit Oxytocin (21%) oder mittels mechanischer Methoden. In keinem Fall einer Uterusruptur wurde Misoprostol verwendet. Die Uterusrupturrate unterschied sich zwischen den verschiedenen Methoden nicht wesentlich (Dinoproston 3,4%, Oxytocin 3,2%, mechanische Methoden 3,7%) [1].

Diskussion Eine Geburtseinleitung nach vorheriger CS erhöht das Risiko für eine Uterusruptur um etwa das 10fache gegenüber dem spontanen Geburtsbeginn. Auch wenn durch eine optimales peripartales Management schwerwiegende Komplikationen wie eine Sectiohysterektomie oder Verlegung des Neugeborenen auf eine Intensivstation erfreulicherweise nicht auftraten, muss jeder Geburtshelfer sich diesem hohen Risiko bewusst sein und dies in die Aufklärung der Schwangeren einbeziehen.

Um diese Pilotergebnisse an einem großen Kollektiv zu evaluieren, sollte eine solche Studie mit den bundesweiten Perinatalerhebungsdaten erfolgen.



Publication History

Article published online:
26 November 2021

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  • Literatur

  • 1 https://www.uptodate.com/contents/uterine-rupture-after-previous-cesarean-delivery