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DOI: 10.1055/s-0041-1739739
Einfluss von postpartalen Schmerzen und die Verarbeitung dieser auf die Beckenbodenfunktion nach 36 Monaten postpartum.
Einleitung Es ist bekannt, dass Schwangerschaft und Geburt einen erheblichen Einfluss auf den Beckenboden haben. Jedoch sind Langzeitstudien in diesem Bereich selten. Ziel dieser Studie war es, die Beckenbodenfunktion durchschnittlich 36 Monaten nach der Geburt zu erfassen und mögliche Einflussfaktoren zu eruieren.
Material/Methode Es handelt sich um eine retrospektive Studie. Alle Frauen, die in unserer Klinik zwischen 2015–2016 entbunden haben, erhielten postalisch Fragebögen den validierten Deutschen Beckenboden-Fragebogen für Schwangere und Frauen nach Geburt. Dieser beinhaltet anamnestische Fragen, Fragen zum Schmerz postpartal sowie zur Schmerz- und Angstverarbeitung und 42 spezifische Beckenbodenfragen. Hierbei werden Blasen-, Darm- und Prolapssymptome, sowie die Sexualfunktion erfasst. Insgesamt konnten bei einer Antwortquote von 7,2% 308 Frauen eingeschlossen werden.
Ergebnisse Keine Unterschiede ergaben sich bei den Erstgebärenden für den Geburtsmodus im Hinblick auf die Beckenbodenfunktion nach 3–4 Jahren. Es zeigte sich ein signifikant negativer Einfluss von Schmerzen nach der Geburt auf die Beckenbodenfunktion in allen Scores (Gesamtscore p=0,00;. Wenn die Verarbeitung des Geburtsschmerz sowie die Verarbeitung von Ängsten verneint wurde, zeigte sich auch hier ein signifikant schlechterer Gesamtscore (Gesamtscore „Schmerz verarbeitet“ p=0,04; Gesamtscore „Ängste verarbeitet“ p=0,021).
Diskussion Eine der in der Gesellschaft aufgeworfenen Fragen ist der Einfluss der Art der Entbindung auf die Beckenbodenfunktion. Es ist bekannt, dass Erkrankungen des Beckenbodens sehr häufig sind und mit dem Altern, der Parität, einer Schwangerschaft und Entbindung, und vor allem einer instrumentellen Entbindung zusammenhängen. In unserer Studie ergab sich kein Zusammenhang zwischen dem Entbindungsmodus und Beckenbodensymptomen in diesem Zeitintervall. In Hinblick auf alle Teilnehmerinnen ist der signifikante Zusammenhang von geburtsassoziierten Schmerzen sowie der Schmerz und Angstverarbeitung in Bezug auf die Beckenbodenfunktion hervorzuheben. Die richtige Schmerzbehandlung während der Geburt ist in Hinblick auf diese Ergebnisse sicherlich ein wichtiger Meilenstein zur Minimierung dieser schwerwiegenden Langzeitfolgen. Frauen müssen während der Schwangerschaft, Entbindung und nach der Geburt jederzeit ernst genommen werden, und die Schmerzbehandlung sollte nicht als Schwäche interpretiert werden.


Publication History
Article published online:
26 November 2021
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Germany