Z Geburtshilfe Neonatol 2021; 225(S 01): e13
DOI: 10.1055/s-0041-1739738
Abstracts | DGPM

Beckenboden-REhabilitations-STudie – BREST

R Lange
1   Klinikum Worms, Beckenbodenzentrum Rheinhessen, Worms, Deutschland
,
G Naumann
2   Helios Klinikum Erfurt, Frauenklinik, Erfurt, Deutschland
,
T Hitschold
3   Klinikum worms, Perinatalzentrum, Worms, Deutschland
› Author Affiliations
 

Einleitung Die Prävalenz von Belastungsinkontinenz in der Schwangerschaft liegt bei 18,6–60%. Für Deutschland existieren keine Zahlen zur Prävalenz. Das Risiko post partum inkontinent zu sein, ist für die Frauen, bei denen die Harninkontinenz bereits während der Schwangerschaft auftritt, dreimal so hoch als bei FrauenHarninkontinenz in der Schwangerschaft. Die Persistenz der Harninkontinenz über 12 Jahre nach der Geburt liegt bei 24–37,9%. Üblicherweise werden Rückbildungskurse oder Beckenbodengymnastik angeboten. Hier wurde über eine Verbesserung der subjektiven Harninkontinenzbelastung um 30% bei den Rückbildungskursen und einer Halbierung der wöchentlichen Inkontinenzereignisse nach Beckenbodengymnastik berichtet, bei einer Pessaranwendung wurde in einer Metaanalyse Erfolgsraten von bis zu 90% beschrieben.

Material und Methode In 6 Frauenarztpraxen (16 Gynäkolog*innen) wurden Wöchnerinnen befragt, ob sie vor, während und/oder nach der Schwangerschaft inkontinent waren, erfasst. Die Wöchnerinnen, die eine Therapie ihrer Harninkontinenz wünschten, wurden randomisiert den drei Therapiearmen zugewiesen. Erfasst wurde die Inkontinenz-Episodenfrequenz (IEF) über je zwei Tage, die Beeinträchtigung der Lebensqualität durch den King’s Health Questionnaire sowie die Zufriedenheit nach 6–10 Wochen Therapie. In einer Newsletter-Umfrage wurden Gynäkolog*innen gebeten einen kurzen Fragenbogen im Internet zum Thema Therapie der Harninkontinenz post partum auszufüllen.

Ergebnisse Teil 1: Eingeschlossen wurden n=502 Wöchnerinnen, 495 konnten ausgewertet werden. Post partum gaben 21,6% eine Harninkontinenz an (1.Para 19,0%,>2Para 24,2%). Nach einem Spontanpartus waren es 28,4% (1.Para 29,3%,>2Para 27,5%), nach vaginal operativen Entbindungen 25,0% (1.Para 32,3%,>2Para 7,1%), nach Sectio 10,0% (1 Para 3,1%,>2Para 16,7%). Teil 2: 9,9% der Wöchnerinnen wünschten eine Therapie der Harninkontinenz. Zufrieden mit der Therapie waren nach dem Rückbildungskurs 41%, nach der Physiotherapie 29%, mit einer Pessartherapie 92%. Teil 3: 189 Gynäkolog*innen beteiligten sich an der Online-Umfrage, 107 Niedergelassene und 82 Kliniker. Bei den Niedergelassenen gaben 61% an keine Pessartherapie bei Harninkontinenz post partum durchzuführen, 15% in weniger als 10% und nur 1% in allen Fällen. Bei den Klinikern waren es 40% keine Pessartherapie, 21% in weniger als 10% der Fälle und 6% bei allen Inkontinenten.

Diskussion Der niedrige Therapieerfolg bei den Rückbildungskursen und bei der Physiotherapie lässt sich durch die Tatsache erklären, dass post partum meist eine Hypermobilität des Blasenhalses vorliegt, der durch eine gewisse Verbesserung der Funktionalität der Beckenbodenmuskulatur nur bedingt kompensierbar ist. Physiotherapie und/oder Rückbildungskurse alleine sind daher unzureichend. Therapie der Wahl ist hier die Suspension des Blasenhalses durch eine Pessartherapie, die in Deutschland aber nur vollkommen unzureichend eingesetzt wird.



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Article published online:
26 November 2021

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