Z Geburtshilfe Neonatol 2021; 225(S 01): e11
DOI: 10.1055/s-0041-1739734
Abstracts | DGPM

Akute Intervillositis in der Plazenta – ein sehr seltener Befund mit interessanten klinischen Erkenntnissen

I Luperi
1   Spital Thurgau AG – Kantonsspital Münsterlingen, Klinik für Kinder und Jugendliche, Münsterlingen, Schweiz
,
Q Simon
2   Spital Thurgau AG – Kantonsspital Münsterlingen, Pathologie Institut, Münsterlingen, Schweiz
,
M Kuther
3   Spital Thurgau AG – Kantonsspital Münsterlingen, Frauenklinik, Münsterlingen, Schweiz
,
P Gessler
1   Spital Thurgau AG – Kantonsspital Münsterlingen, Klinik für Kinder und Jugendliche, Münsterlingen, Schweiz
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Einleitung Kongenitale Infektionen können unerkannt eine große Gefahr für die Gesundheit der Mutter und des Fetus darstellen. Chlamydieninfektionen sind mit Komplikationen wie Frühgeburtlichkeit, vorzeitiger Blasensprung, Totgeburt, kindlichem Untergewicht, SGA assoziiert und können beim Neugeborenen eine Konjunktivitis, Otitis media und schwere Pneumonien hervorrufen. Schwangere werden regelmäßig auf Ch. Trachomatis gescreent. In der Familie der Chlamydiaceae gehört auch die humanpathogene Art Cp. Psittaci, die bspw. von Vogelarten, Ziegen und Schäfer übertragen wird und das seltene Krankheitsbild einer gestationalen Psittacose hervorrufen kann. Beschrieben wird ein seltener entzündlicher Befund in der Plazenta.

Material 33 J. G IV, P II, Sekundärer Kaiserschnitt bei PROM und mütterlicher Erschöpfung in der 38+1 SSW. Während der Schwangerschaft wurde sie wegen GDM und psychischen Störungen sowie Opioidentzugssyndrom behandelt, sie konsumierte regelmäßig Nikotin und Cannabis. Die routinemäßigen pränatalen Tests zeigten negative Ergebnisse für HBs-Ag, Anti-HBC, Toxoplasmose, Syphilis, HIV, GBS, SARS-COV-2, Ch. Trachomatis sowie Immunität gegen Röteln und VZV. Das neugeborene Mädchen wies einen APGAR Score von 9/10/10 sowie reguläre Perzentilenwerte für Größe, Gewicht und Kopfumfang auf, die postnatale Überwachung und Untersuchungen in den ersten 4 Tagen zeigten keine Auffälligkeiten.

Ergebnisse Wegen der o.g. Risikofaktoren in der Schwangerschaft wurde die Plazenta postnatal histologisch untersucht. Hier zeigte sich eine herdförmige akute Intervillositis in der ansonsten altersentsprechenden Plazenta. Die Eihäute und die Nabelschnur mit drei Blutgefässen waren ohne relevante histopathologische Befunde. Retrospektiv hatte die Schwangere im 3. Trimenon eine Episode von eitriger Pharyngitis, trockenem Husten und ein stammbetontes Exanthem. Laborchemisch zeigte sich eine Leukozytose und erhöhtes CRP, Tests für Strep A und SARS-COV-2 zeigten negative Ergebnisse. Sie erhielt eine Therapie mit Co-Amoxicillin. Anamnestisch hatte die Patientin in der Zeit in einem landwirtschaftlichen Umfeld mit vielen Nutztieren gelebt und habe dort regelmäßig Milchprodukte direkt aus den dortigen Bauernhöfen konsumiert. Die Befunde könnten zum seltenen Krankheitsbild einer Psittacose passen.

Diskussion Eine reine akute Intervillositis, wie im vorliegenden Fall, wird nur sehr selten beobachtet. Als Erreger dafür wurde Ch. Psittaci beschrieben. Die Plazentahistologie ermöglicht das Erkennen auch von seltenen Erkrankungen und die Ergebnisse sollten den Geburtshelfern und Neonatologen zur Verfügung stehen.

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Abb. 1 Zwischenzotten und Endzotten mit gemischten Entzündungsinfiltrat aus Makrophagen, Fibrin und Neutrophilen Granulozyten im intervillösen Raum (Plazenta, HE 20x).


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Article published online:
26 November 2021

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