Z Geburtshilfe Neonatol 2021; 225(S 01): e10
DOI: 10.1055/s-0041-1739732
Abstracts | DGPM

Entbindungsverfahren und kindliches Outcome bei morbider Adipositas

J Klemm
1   Geburtsklinik, Winsen, Deutschland
,
C Morfeld
2   Perinatalzentrum Diakovere, Hannover, Deutschland
,
R Schild
2   Perinatalzentrum Diakovere, Hannover, Deutschland
,
M Voigt
3   Zentrum für Medizin und Gesellschaft, Arbeitsgruppe: Rostock-Sievershagen, Freiburg, Deutschland
› Author Affiliations
 

Einleitung Adipositas im Umfeld von Schwangerschaft, Geburt und kindlichem Outcome zu betrachten, ist weiterhin aktuell, da die Prävalenz der Adipositas weiter zunimmt. Zwischen 2010 und 2016 hat Adipositas in den OECD Ländern von 21 auf 24% zugenommen. In der niedersächsischen Perinatalerhebung (NPE) wird 2019 die Müttergruppe mit BMI ≥ 30 mit 18,9% angegeben.

Datenmaterial Die durchgeführte Analyse umfasst 527.339 Einlingsgeburten der NPE der Jahre 2001–2009. Morbide adipöse Mütter (MAM) mit einen BMI ≥ 40,00 kg/m2 n=7958 (1,5% des Gesamtkollektivs) wurden mit normalgewichtigen Müttern mit einem BMI von 18,5–24,99 kg/m2 n=309 773 (58,8%) verglichen (aktuellere Daten gibt es für Niedersachsen nicht).

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Abb. 1

Ergebnisse Im Vergleich lag ein durchschnittlich um 166 g höheres Geburtsgewicht bei den Neugeborenen MAM vor. Große Unterschiede gab es in den Gewichtsgruppen ≥ 4000 g [OR 2,41 (2,29–2,55). Bei Müttern mit normalem BMI wurden 69,3% spontan entbunden mit durchschnittlich 3406 g vs. 47,8% bei MAM mit 3599 g. Das durchschnittliche Geburtsgewicht der Neugeborenen MAM war bei jedem Entbindungsmodus höher als in der Normalpopulation.

Die Sectiorate lag bei MAM höher [OR 2,99 (2,86–3,13)]. Primäre und Re Sectioraten waren bei MAM mehr als doppelt so hoch. Vaginal operativ wurden 6,5% der normalgewichtigen Mütter vs. 3,5% der MAM entbunden [OR 0,52 (0,46–0,59)]. Vaginal entbanden 76% der Normalpopulation vs. 51,4% der MAM [OR 0,33 (0,32–0,35)].

APGAR und Geburts pH sind schlechter bei MAM.

Diskussion Bei Geburt addieren sich die Geburtsrisiken zu den mütterlichen und kindlichen Schwangerschaftsrisiken. Bei einer Sectio kommen im Gegensatz zu einer Spontangeburt mögliche operationstechnische und anästhesiologische Probleme hinzu. Ein vermutetes feto-maternales Missverhältnis beeinflusste die Indikationsstellung zur Sectio (Timur et al., 2018) [1]. Um insgesamt bei MAM die Sectioraten senken zu können, müssen die Raten für die erste Sectio reduziert werden.

Die Ergebnisse bezüglich des APGAR-Score und Geburts-pH stimmen mit anderen Arbeiten überein (Ovesen P. et al., 2011) [2].

Schlussfolgerung Neugeborene von MAM sind durchschnittlich 166 g schwerer, 21,7% der Neugeborenen wogen≥4000 g vs. 10,3% in der Normalpopulation [OR 2,41 (2,29–2,55)]. Die Sectiorate bei MAM lag bei 48,6% im Vergleich zum Normalkollektiv [OR 2,99 (2,86–3,13)]. 47,8% der MAM entbanden spontan [OR 0,41 (0,39–0,42)]. Das Geburtsgewicht der Neugeborenen scheint bei MAM eine untergeordnete Bedeutung bei der Indikation des Entbindungsverfahren zu haben. Sowohl der APGAR nach 5 und 10 min, als auch der postpartale pH zeigten ein schlechteres kindliches Outcome bei MAM [OR 5 min 1,70 (1,62–1,79)] [OR 10min 1,85 (1,73–1,98)] [OR Geburts-pH 1,48 (1,26–1,75)].



Publication History

Article published online:
26 November 2021

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  • Literatur

  • 1 Timur BB. doi: 10.1055/a-0589-2833. Epub 2018 Apr 26. PMID: 29720745; PMCID: PMC5925691
  • 2 Ovesen P. (2011), doi: 10.1097/AOG.0b013e3182245d49. PMID: 21775846