Z Geburtshilfe Neonatol 2021; 225(S 01): e10
DOI: 10.1055/s-0041-1739731
Abstracts | DGPM

Schwangerschaft nach bariatrischer Operation (PABS: Pregnancy after bariatric surgery)

J Knaack
1   St. Joseph Krankenhaus Berlin-Tempelhof, Klinik für Geburtshilfe, Berlin, Deutschland
,
B Ramsauer
2   Vivantes Klinikum Neukölln, Abteilung für Geburtsmedizin, Berlin, Deutschland
,
T Groten
3   Universitätsklinikum Jena, Klinik für Geburtsmedizin, Jena, Deutschland
,
M Kühnert
4   Universitätsklinikum Gießen und Marburg, Klinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Marburg, Deutschland
,
B Kuschel
5   Technische Universität München, Frauenklinik rechts der Isar, München, Deutschland
,
K Weißhaupt
6   Charité – Universitätsmedizin Berlin, Klinik für Geburtsmedizin, Berlin, Deutschland
,
RL Schild
7   Diakovere Krankenhaus gGmbH, Klinik für Geburtshilfe und Perinatalmedizin, Hannover, Deutschland
,
S Kehl
8   Universitätsklinikum Erlangen, Frauenklinik, Erlangen, Deutschland
,
U Pecks
9   Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Klinik für Gynäkologie und Geburtshilfe, Lübeck, Deutschland
,
M Abou-Dakn
1   St. Joseph Krankenhaus Berlin-Tempelhof, Klinik für Geburtshilfe, Berlin, Deutschland
,
U Schäfer-Graf
1   St. Joseph Krankenhaus Berlin-Tempelhof, Klinik für Geburtshilfe, Berlin, Deutschland
› Author Affiliations
 

Einleitung Adipositas ist ein zunehmendes Problem bei Schwangeren und ist assoziiert mit zahlreichen Komplikationen, sowohl für die Mutter als auch für das Kind. 2019 hatten 15,6% der Schwangeren in Deutschland einen body mass index (BMI)>30 kg/m.

Die Anzahl der bariatrischen Operationen in Deutschland liegt aktuell bei etwa 15 000 pro Jahr und hat sich von 2007 bis 2017 verzehnfacht. 49% wurden bei Frauen im Reproduktionsalter durchgeführt. Die postoperative Nachsorge erscheint unbefriedigend. In der Schwangerschaft kann die maternale Malabsorption mit einhergehendem Nährstoffmangel negative Auswirkungen auf die fetale Entwicklung haben.

Das Ziel dieser Studie ist es, für Deutschland Daten zu erheben zur 1.) spezifischen medizinischen Versorgung von Schwangeren nach bariatrischer Operation und 2.) zum maternalen und neonatalen Outcome.

Methodik Das Studiendesign ist eine multizentrische Fall-Kontroll-Studie mit einer angestrebten Fallzahl von 250 Fällen. Stand Mai 2021 wurden 83 Fälle aus 10 Zentren in die Studie eingeschlossen. Als Kontrollen werden 500 alters- und BMI-gematchte Frauen herangezogen, welche 2019 oder 2020 im St. Josef Krankenhaus entbunden wurden. Es werden maternale Daten erhoben zur Versorgung präkonzeptionell und während der Schwangerschaft sowie zum Schwangerschaftsverlauf und neonatalen Outcome.

Vorläufige Ergebnisse Das durchschnittliche Alter lag dabei bei 33,1 Jahren, die Parität bei 2,01 und der BMI bei Konzeption bei 31,2 kg/m². Ein oraler Glucosetoleranztest (oGTT) wurde trotz Kontraindikation und fehlender Validität bei 59.04% der Schwangeren durchgeführt. 29.6% der Frauen nahmen während der gesamten Schwangerschaft keine Supplemente ein; bei 32,1% wurden keine Laborkontrollen zur Überprüfung der Substitution durchgeführt.

Es zeigte sich im Vergleich zu den Daten der Perinatalerhebung 2019 eine höhere Rate an SGA (small for gestational age) (14.63 vs. 9.77%), an Frühgeburten (14.46 vs. 8.17%) und eine niedrigere Rate von LGA (large for gestational age) (7.31 vs. 10.35%). Es gab einen Fall eines intrauterinen Fruchttodes (IUFT) mit 38 Schwangerschaftswoche bei SGA.

Zusammenfassung Die Daten lassen erste Rückschlüsse zu, dass die spezifischen medizinischen Versorgungsbedürfnisse der Schwangeren nach bariatrischen Operationen unzureichend bekannt sind und umgesetzt werden. Wegen der hoher Komplikationsrate sollten die Schwangeren im Sinne von Risikoschwangeren betreut werden.



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Article published online:
26 November 2021

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