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DOI: 10.1055/s-0041-1739729
Untersuchungen zum Kenntnisstand und zur Einnahmepraxis von Schmerzmitteln in der Schwangerschaft mittels interviewbasierter Fragebogenstudie an Wöchnerinnen unter Beachtung des neonatologischen Outcomes in einem Perinatalzentrum Level I und einem Krankenhaus der Normalversorgung
Fragestellung Ziel dieser Studie ist es, herauszufinden, wie die Einnahmepraxis von und der Kenntnisstand zu Analgetika in der Schwangerschaft mit Blick auf das neonatale Outcome sind.
Methoden Es wurden 900 Wöchnerinnen in Magdeburg anhand eines Fragebogens interviewt, der sich in drei Abschnitte gliedert: Anamnese von Mutter und Kind, Schmerzen in der Schwangerschaft inklusive deren Therapie und Kenntnisstand zu Schmerzmitteln in der Schwangerschaft. Es gibt zwei Untersuchungskollektive, um mögliche Unterschiede zu evaluieren. 450 Frauen entbanden in der Universitätsfrauenklinik mit Perinatalzentrum Level I und 450 im St. Marienstift, einem Krankenhaus der Normalversorgung. Die Daten zum neonatalen Outcome wurden aus dem Geburtsprotokoll und bei Verlegung auf die Intensivstation aus Epikrisen der Neonataologie entnommen. Die Auswertung möglicher Zusammenhänge erfolgt statistisch.
Ergebnisse Von den 900 befragten Frauen litten 89% zu irgendeinem Zeitpunkt der Schwangerschaft sporadisch bis regelmäßig an Schmerzen. 98% probierten vor einem Schmerzmittel zunächst nicht-medikamentöse Alternativen, wie Flüssigkeitszufuhr oder Ruhe aus, viele andere Möglichkeiten, wie Akupunktur, wurden nicht ausgeschöpft. In beiden Kliniken nahm etwa ein Drittel der Frauen ein Analgetikum zur Schmerzlinderung ein, wobei sich davon 84% für Paracetamol, dem Mittel erster Wahl, entschieden. Analgetika wurden vor allem im zweiten Trimester und in geringen Dosen und Einnahmefrequenzen verwendet. 48% der Befragten entschieden sich auf Grund einer Empfehlung der GynäkologInnen für das jeweilige Präparat. 55% der Wöchnerinnen, die ein Schmerzmittel während der Schwangerschaft einnahmen, informierten sich nicht über Wirkung, Dosis und Nebenwirkung des Medikaments und nur 30% haben vor der Einnahme den Beipackzettel gelesen. Sie erwarben das Analgetikum zu 75% ohne Rezept in einer Apotheke vor Ort. In der Universitätsfrauenklinik entschieden sich unter der Geburt 82% für eine Schmerztherapie, im Krankenhaus St. Marienstift hingegen nur 49%. Dabei wurden am häufigsten intravenös, intramuskulär, oral oder rectal verabreichte Analgetika angewandt. Der Kenntnisstand der Wöchnerinnen zur Analgetika-Anwendung ist außerdem von großen Unsicherheiten geprägt. Von den 900 entbundenen Kindern mussten insgesamt 80 im Verlauf des Klinikaufenthalts nach der Geburt auf die Neonatologie der Universitätskinderklinik verlegt werden. 78 dieser Neu- beziehungsweise Frühgeborenen wurden in der Universitätsfrauenklinik geboren. 12% der in der UFK entbundenen Kinder lagen mit ihrem Geburtsgewicht unterhalb der 10. Perzentile und waren damit im Vergleich zu anderen Kindern gleichen Gestationsalters Small for Gestational Age. Im Marienstift waren es lediglich 7%. Die statistische Auswertung steht noch aus.






Schlussfolgerung Die Schmerztherapie in der Schwangerschaft ist ein relevantes Thema. Die Aufklärung, auch in Bezug auf nicht-medikamentöse Möglichkeiten, könnte optimiert werden.
Publication History
Article published online:
26 November 2021
© 2021. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart,
Germany