Z Geburtshilfe Neonatol 2021; 225(S 01): e8
DOI: 10.1055/s-0041-1739728
Abstracts | DGPM

Präeklampsie: Monitoring der Aspirinprophylaxe mit Lichtransmissionaggregometrie

C Stern
1   Medizinische Universität Graz, Abteilung für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Graz, Österreich
,
K Mayer-Pickel
1   Medizinische Universität Graz, Abteilung für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Graz, Österreich
,
EC Weiss
1   Medizinische Universität Graz, Abteilung für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Graz, Österreich
,
K Kutllovci-Hasani
1   Medizinische Universität Graz, Abteilung für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Graz, Österreich
,
M Nanda
1   Medizinische Universität Graz, Abteilung für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Graz, Österreich
,
K Eberhard
2   Medizinische Universität Graz, Core Facility Computational Bioanalytics, Graz, Österreich
,
M Cervar-Zivkovic
1   Medizinische Universität Graz, Abteilung für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Graz, Österreich
,
F Prüller
3   LKH-Universitätsklinikum, Medizinische Universität Graz, Klinisches Institut für Medizinische und Chemische Labordiagnostik, Graz, Österreich
› Author Affiliations
 

Einleitung Die Präeklampsie gehört weltweit zu den häufigsten und schwerwiegendsten Schwangerschaftskomplikationen. Niedrig dosierte Acetylsalicylsäure (LDA) ist derzeit als einzig effektive medikamentöse Präeklampsie- Prävention etabliert, jedoch fehlt der endgültige Beweis einer lückenlosen Wirksamkeit. Auch in der Kardiologie wird Aspirin seit Jahrzehnten als (Sekundär)-Prophylaxe bei kardiovaskulären Erkrankungen eingesetzt und stellt den Eckpfeiler der antithrombozytären Therapie dar. Das Auftreten von (atherothrombotischen) Komplikationen trotz Prophylaxe ist ein bekanntes Phänomen; es wird in der Literatur als „Aspirin-Resistenz“ oder „Aspirin low responsiveness“ bezeichnet und kann labordiagnostisch als insuffiziente Thrombozytenhemmung nachgewiesen werden. Ziel dieser Studie war die auch bei einem Teil der Hochrisikoschwangeren unter Aspirinprophylaxe vermutete klinische Aspirinresistenz- analog dem kardiologischen Vorgehen- mittels optischer Aggregometrie labordiagnostisch zu evaluieren.

Methode In einem Zeitraum von 3 Jahren wurden 248 Patientinnen ambulant behandelt und deren Aspirin-Wirkung retrospektiv ausgewertet. Die Indikation für die prophylaktische Aspirin-Gabe wurde entweder aufgrund eines positiven Präeklampsie-Screening-Tests im ersten Trimester oder aufgrund von Risikofaktoren gestellt und wegen der heterogenen Empfehlungen entweder mit 100mg oder 150mg, stets vor der 16.SSW, eingeleitet. Zeigte die Thrombozytenfunktionsbestimmung bei 100mg Aspirin eine ausreichende Hemmung, wurde die Dosis beibehalten; bei ineffizienter Hemmung wurde die Dosis auf 150mg erhöht und die Plättchenhemmung neuerlich überprüft. Eine Dosis von 150mg Aspirin wurde nicht weiter gesteigert.

Ergebnisse Rund 60% der Patientinnen zeigten eine unzureichende Thromboyztenhemmung unter 100mg Aspirin täglich, in dieser Gruppe wurde die Aspirin-Dosis auf 150mg gesteigert. Trotz maximaler Dosis von 150mg Aspirin wiesen 35% der Behandelten weiterhin eine ungenügende Hemmung auf. In knapp 65% der untersuchten Probandinnen fand sich aber, unabhängig der Aspirin-Dosis, eine gute Aspirinwirkung.

Diskussion Durch die Ergebnisse der vorliegenden Studie kann nachgewiesen werden, dass bei einigen Frauen eine „Aspirin- low-responsivess“ vorliegt und die Blutplättchen- Hemmung durch Aspirin dosis- abhängig und individuell unterschiedlich zu sein scheint, wobei eine „low-responsiveness“ durch höheres Dosieren überwunden werden kann. Eine Optimierung des prophylaktischen Effekts kann mittels Testung der Plättchen-Hemmung durch Aspirin und individuell angepasstes Dosierung möglich sein. In weiteren prospektiven Studien soll gezeigt werden, dass in einigen Fällen die aktuelle Dosisobergrenze von 150mg Aspirin überschritten werden müßte.



Publication History

Article published online:
26 November 2021

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