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DOI: 10.1055/s-0041-1739725
Zusätzliche Belastung durch Folgeschäden im ersten Lebensjahr bei Säuglingen und Kleinkindern mit kongenitaler Zytomegalie (cCMV) in Deutschland: Eine retrospektive Analyse von Daten der gesetzlichen Krankenversicherung
Einleitung Kongenitale Zytomegalie (cCMV) Infektionen während der Schwangerschaft durch primäre oder reaktivierte Infektionen der Mutter sind eine bedeutende Ursache für Behinderungen bei Kindern. Es liegen nur begrenzt Daten zur Häufigkeit von Folgenschäden einer cCMV-Erkrankung bei Säuglingen in Deutschland vor. Ziel der Studie war es, die Häufigkeit von cCMV-Folgenschäden im ersten Lebensjahr zu schätzen.
Methoden Diese retrospektive, longitudinale gematchte Kohortenstudie analysierte deutsche Krankenversicherungsdaten der InGef Forschungsdatenbank. Eingeschlossen wurden zwischen 2014–2018 geborene Säuglinge mit dokumentierten ICD-10-GM cCMV-Diagnosen innerhalb von 90 Tagen nach Geburt (cCMV90) sowie eine Subgruppe von Säuglingen mit cCMV-Diagnosen und -Symptomen innerhalb von 21 Tagen nach Geburt (cCMV21-S). Als Vergleichskohorten wurden Säuglinge ohne cCMV-Diagnose („repräsentative“ Kontrollen) sowie Säuglinge ohne cCMV, die in den Quartalen ihrer Vorsorgeuntersuchungen (bis zur U4) keine ICD-10-GM-Diagnosen außer Z00-Z99-Codes aufwiesen („gesunde“ Kontrollen) identifiziert. Die Kontrollen wurden mit den cCMV-Kohorten 1:60 nach Geschlecht, Geburtsquartal und Verfügbarkeit von Follow-up Daten gematcht.
Gründe für Hospitalisierungen (Primärdiagnosen), ambulante Arztbesuche (gesicherte Diagnosen) und die Häufigkeit vordefinierter cCMV-assoziierter Folgenschäden im ersten Lebensjahr wurden analysiert. Wir zeigen den Vergleich von cCMV90 mit „repräsentativen“ sowie von cCMV21-S mit „gesunden“ Kontrollen, um einen „minimalen“ und „maximalen“ Unterschied bezogen auf die vier möglichen Vergleiche von cCMV- und Kontroll-Kohorten darzustellen.
Ergebnisse Im ersten Lebensjahr hatten 83% der 54 cCMV90 Fälle (56% Jungen) mindestens einen diagnostizierten cCMV-assoziierten Folgeschaden, verglichen mit 42% der „repräsentativen“ und 13% der „gesunden“ Kontrollen. Am häufigsten waren intrauterine Wachstumsstörungen in der cCMV90 Kohorte, gefolgt von sensorineuralem Hörverlust und motorischen Entwicklungsstörungen. Nahezu alle Säuglinge mit cCMV90 (98%) wurden im ersten Lebensjahr hospitalisiert, 70% mindestens einmal aufgrund angeborener Viruskrankheiten (z.B. cCMV) und 30% wegen Störungen aufgrund von Frühgeburtlichkeit und niedrigem Geburtsgewicht. Von 24 cCMV21-S Fällen (63% Jungen) wurden per Definition alle cCMV-bedingt und davon 58% auch wegen Störungen aufgrund von Frühgeburtlichkeit und niedrigem Geburtsgewicht hospitalisiert. Die häufigsten Gründe für ambulante Arztbesuche unterschieden sich nicht signifikant zwischen den cCMV- und Kontroll-Kohorten.




Diskussion In Deutschland ist bei Säuglingen mit diagnostizierter cCMV-Infektion die Belastung durch Folgeschäden im ersten Lebensjahr hoch, mit signifikanten Unterschieden im Vergleich zu Kindern ohne cCMV-Diagnose.
Publication History
Article published online:
26 November 2021
© 2021. Thieme. All rights reserved.
Georg Thieme Verlag
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Germany