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DOI: 10.1055/s-0041-1739715
HSV-Erstinfektion in der Schwangerschaft
Einleitung Eine 18-jährige GI/P0 stellte sich mit 22+6 SSW bei V. a. Balkenagenesie in unserer Pränatalsprechstunde vor. Die Patientin berichtete in ihrer Anamnese über einen fieberhaften Infekt in der 10. SSW. Sowohl im Organscreening (DEGUM-II), als auch im fetalen MRT stellte sich ein zeitgerechter, aber schwerst betroffener Fet mit V.a. Balkenagenesie, Ventrikulomegalie, Hydrothorax, Hepatomegalie, Splenomegalie, hyperechogenem Darm und Aszites dar. Es erfolgte eine TORCH-Serologie, Amniozentese (AC) und humangenetische Vorstellung beider Eltern.
Material und Methoden Die Amniozentese ergab einen unauffälligen männlichen Karyotyp, die parenterale Chromosomenanalyse war ebenfalls unauffällig. Die TORCH-Serologie der Mutter zeigte sich negativ auf IgG und IgM von Entero-, Röteln-, Parvo-B-19-Viren und Listerien. CMV-IgG war positiv, CMV-IgM negativ, EBV-IgG positiv, EBV-IgM negativ, HSV-IgG ebenfalls positiv, HSV-IgM grenzwertig, Toxoplasmose-IgG positiv (Phase-II) und Toxo-IgM ebenfalls positiv.
Ergebnisse Zunächst wurde daher der V. a. eine intrauterine Toxoplasmoseinfektion in der Schwangerschaft gestellt und die Patientin mit Daraprim und Clindamycin, sowie mit Ca-Folinat behandelt. Jedoch das Fruchtwasser (FW) zeigte sich für HSV-1 (>108 Kopien/ml) positiv, sodass schließlich die Diagnose einer maternalen HSV-1-Erstinfektion im I. Trimester mit intrauteriner HSV-1-Transmission gestellt wurde. Nach 2 Wochen konnte das Virus auch aus dem FW isoliert werden. Eine Rückstellprobe der Patientin aus der 9. SSW war HSV-IgG und IgM negativ, was die Erstinfektion in der Frühschwangerschaft bewies. Therapeutisch wurde nun mit Aciclovir begonnen und auf Valaciclovir umgestellt. In der phänotypischen Resistenztestung wurde eine partielle Aciclovir-Resistenz nachgewiesen. Bei vorzeitigen Wehen in der 27. SSW kam es zum vaginalen Spontanpartus eines männlichen Kindes, 720 g, 22 cm KU und 29 cm Länge, Apgar 2/ 1/ 1. Das Kind verstarb in Anwesenheit der Pädiatrie. Das palliative Vorgehen war interdisziplinär im Vorfeld besprochen worden.
Diskussion Das Herpes-simplex-Virus ist ein doppelsträngiges DNA-Virus (Humanes Herpesvirus 1 (HSV-1) und 2 (HSV-2)) mit weltweiter Verbreitung. Übertragungswege sind die Schmierinfektion, aber auch die intrauterine vertikale Transmission. Insgesamt ist eine sinkende Seroprävalenz zu verzeichnen (<25 J.: 40–60%), sodass bei jungen Erwachsenen das Risiko für eine HSV-1 Erstinfektion derzeit ansteigt. Eine fetale HSV-Infektion ist eine Rarität mit etwa einer Prävalenz von 1/300 000. Der Infektionsweg ist transplazentar oder aszendierend. Die intrauterine Transmission wurde sowohl nach Erstinfektion (genital und orofazial) als auch nach Rekurrenz beschrieben. Als Folgen sind u.a. Aborte, Früh- und Totgeburten, sowie fetale ZNS-, Haut- und Augendefekte beschrieben.
Publication History
Article published online:
26 November 2021
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Germany