Z Gastroenterol 2021; 59(08): e172
DOI: 10.1055/s-0041-1733518
CED I
Donnerstag, 16. September 2021, 14:55-16:15 Uhr, Saal 4
Dünndarm, Dickdarm und Proktologie

Die Auswirkungen chronisch entzündlicher Darmerkrankungen und ihrer Therapie auf die Schwangerschaft und die kindliche Entwicklung

J Krueger
1   Medizinische Klinik IV, Universitätsklinikum Heidelberg, Heidelberg, Deutschland
,
P Hoffmann
1   Medizinische Klinik IV, Universitätsklinikum Heidelberg, Heidelberg, Deutschland
,
L Baumann
2   Institut für Medizinische Biometrie und Informatik, Universitätsklinikum Heidelberg, Heidelberg, Deutschland
,
A Gauss
1   Medizinische Klinik IV, Universitätsklinikum Heidelberg, Heidelberg, Deutschland
› Institutsangaben
 

Einleitung Der Einfluss einer maternalen chronisch entzündlichen Darmerkrankung (CED) auf Schwangerschaften und die kindliche Entwicklung wird in der Literatur kontrovers diskutiert. Die Datenlage zum Einfluss der maternalen CED auf die prä- und insbesondere postpartale kindliche Entwicklung ist begrenzt.

Zielsetzung: Primär wurde der Einfluss der maternalen CED und ihrer Therapie auf die kindliche Entwicklung untersucht. Sekundär wurden Schwangerschaftsverlauf und Geburt und mögliche Einflussfaktoren darauf betrachtet.

Methoden: Diese retrospektive Studie untersuchte die Schwangerschaften und die Gesundheit der Kinder von Patientinnen der CED-Spezialambulanz der Universitätsklinik Heidelberg zwischen Januar 2014 und Mai 2019. Mit Hilfe der elektronischen Patientenakten, eines Fragebogens und Vorsorgedokumenten wurden Daten zu 68 Schwangerschaften von 61 Patientinnen und ihren Kindern erhoben. Die deskriptive Statistik wurde durch eine Inferenzstatistik unter Anwendung gemischter Modelle ergänzt.

Ergebnis Es wurden 50 Lebendgeburten mit einer Sectio caesaria-Rate von 52 % registriert. CED-Aktivität und CED-Therapie während der Schwangerschaft waren nicht mit einem verzögerten Erreichen der Entwicklungsmeilensteine in der Kindheit assoziiert (OR: 0.46, p=0.342; OR: 0.81, p=0.821). Kinder nach einer systemischen Glucocorticoid-Therapie im ersten Trimenon der Schwangerschaft kamen im Mittel 2.6 Schwangerschaftswochen früher (p=0.029) und mit einem um 810 g geringeren Geburtsgewicht (p=0.009) zur Welt. Frühgeburten und ein geringeres Geburtsgewicht waren nach Schwangerschaften mit fetalen Schwangerschaftskomplikationen häufiger (OR: 6.20, p=0.033 bzw. OR: 7.25, p=0.025). Maternale Schwangerschaftskomplikationen waren mit einer um 3.5 cm geringeren Geburtsgröße assoziiert (p=0.017).

Schlussfolgerung Es zeigte sich kein signifikanter Einfluss einer Krankheitsaktivität bzw. der individuellen CED-Therapie während der Schwangerschaft auf die kindliche Entwicklung. Eine systemische Glucocorticoid-Therapie im ersten Trimenon der Schwangerschaft sowie Schwangerschaftskomplikationen sind in unserer Studie mit einem negativen Schwangerschaftsausgang assoziiert. Deshalb empfehlen wir eine enge gastroenterologische und gynäkologische Betreuung in der Schwangerschaft.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
07. September 2021

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