Rofo 2021; 193(S 02): S77-S78
DOI: 10.1055/s-0041-1732519
Vorträge GPR 2021

Pränatale Hirnvolumetrie bei fetaler Wachstumsretardierung mit „superresolution“ fetal MRT

Gregor Dovjak, Jasmin Stuflesser, Peter Brugger, Gerlinde Gruber, Ernst Schwartz, Michael Weber, Barbara Ulm, Daniela Prayer, Gregor Kasprian
 

Einleitung und Ziel: Fetale Wachstumsretardierung (FWR) ist mit verschiedenen kurz- und langfristigen Komplikationen wie perinataler Asphyxie, Hypoglykämie, nekrotisierender Enterokolitis, chronischen Lungenerkrankungen und kognitiver Beeinträchtigung verbunden. Außerdem sind FWR-Neugeborene anfälliger für Infektionen und haben ein höheres Risiko, Allergien und chronische Krankheiten wie Diabetes und Bluthochdruck zu entwickeln. Daher sind eine frühe Diagnose und anschließende Überwachung entscheidend. Die fetale MRT eignet sich insbesondere für die detaillierte Darstellung des fetalen Gehirns und bietet eine fortschrittliche, ergänzende Bildgebung zur Beurteilung der Hirnreifung und auch der Volumina verschiedener fetaler Hirnkompartimente.

Methode: Ziel dieser Studie war es, den transversalen Kleinhirn-Durchmesser (TCD) und die Volumina des supratentoriellen Gehirns, der Ventrikel, des Kleinhirns, des Hirnstamms und der supra- und infratentoriellen Liquorräume (CSF) zwischen FWR-Feten und altersentsprechenden normalen Feten zu vergleichen. Eingeschlossen wurden fetale MRT mit einer isovoxel „superresolution“ Sequenz, rekonstruiert aus 1,5 Tesla oder 3 Tesla T2-gewichteten Sequenzen in allen drei Ebenen. Die Volumina wurden mit der Open-Source-Software ITK-SNAP dreidimensional segmentiert.

Ergebnis: Insgesamt wurden 26 Feten (13 FWR-Feten und 13 altersentsprechende normale Feten) mit einem Gestationsalter von 27,0 ± 3,9 Wochen (Mittelwert ± Standardabweichung) zwischen 20 + 0 und 35 + 5 Wochen eingeschlossen. In der FWR-Gruppe waren alle untersuchten Volumina mit Ausnahme des Hirnstamms kleiner als in der Kontrollgruppe. Das supratentorielle Hirnvolumen (p = 0,018), das Kleinhirnvolumen (p = 0,005), die supra- (p = 0,002) und infratentoriellen Liquorräume (p = 0,04) waren in der FWR-Gruppe signifikant kleiner, während das Ventrikel- (p = 0,058) und Hirnstammvolumen (p = 0,676) sowie die TCD (p = 0,154) keine signifikanten Unterschiede zwischen den Gruppen zeigten.

Schlussfolgerung: Diese Studie implementierte eine hochwertige fetale MRT-basierte „superresolution“ Quantifizierung intrakranieller Kompartimente und identifizierte Volumenänderungen spezifischer fetaler Hirnregionen. Eine zerebelläre Hypoplasie ist stark mit FWR assoziiert und kann insbesondere durch dreidimensionale fetale MRT-Volumetrie nachgewiesen werden.

Gregor.Dovjak@meduniwien.ac.at



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Article published online:
19 August 2021

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