Gesundheitswesen 2021; 83(08/09): 720
DOI: 10.1055/s-0041-1732186
Donnerstag 23.09.2021
Vorträge

Was beeinflusst Bewegung im Alltag syrischer MigrantInnen in Deutschland– Ergebnisse einer qualitativen Befragung

A Sauter
1   Medizinische Soziologie, Universität Regensburg, Regensburg, Deutschland
,
S Kikhia
1   Medizinische Soziologie, Universität Regensburg, Regensburg, Deutschland
,
J von Sommoggy
1   Medizinische Soziologie, Universität Regensburg, Regensburg, Deutschland
,
J Loss
1   Medizinische Soziologie, Universität Regensburg, Regensburg, Deutschland
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Einleitung Syrische ZuwanderInnen sind die drittgrößte Ausländergruppe in Deutschland und damit potenzielle AdressatInnen für Public Health-Maßnahmen wie Bewegungsförderung. Es ist kaum bekannt, wie ein bewegungsreicher Alltag in dieser Gruppe definiert und umgesetzt wird und welche Faktoren das Bewegungsverhalten im Gastland beeinflussen.

Methoden In einer explorativen qualitativen Studie wurden 30 syrische MigrantInnen (18-35 Jahre, m = 16, w = 14) mit semistandardisierten Interviews 2018 befragt. Themen waren Bedeutung von Bewegung, Umsetzung im Alltag und Veränderungen gegenüber dem Herkunftsland. Interviews wurden in Deutsch, Englisch oder Arabisch geführt, transkribiert, ggf. ins Englische übersetzt, und in Anlehnung an die „grounded theory“ ausgewertet.

Ergebnisse Viele Befragte beschreiben, dass sich ein bewegungsreicher Alltag positiv auf das Wohlbefinden auswirken könne. In Deutschland beobachtete Verhaltensweisen wie z.B. Radfahren zur Arbeit/Hochschule oder Joggen in der Nachbarschaft hätten das Bewusstsein dafür geschärft, dass ein bewegungsreicher Alltag relevant und möglich sei. Die soziale Akzeptanz von Sportausübung im öffentlichen Raum erleichtere es Frauen wie Männern, neue Formen der Bewegung umzusetzen (Fahrradfahren, Laufen, Joggen). Auch Maßnahmen der betrieblichen Bewegungsförderung werden begrüßt. Dennoch könnten viele Befragte nicht so aktiv sein, wie sie gerne möchten. V.a. Frauen berichten über Barrieren wie fehlende Kinderbetreuung, Schwierigkeiten bei der Informationsgewinnung- und bewertung und Mangel an Frauenangeboten.

Fazit Die Einflussfaktoren auf ein gewünschtes Bewegungsverhalten syrischer MigrantInnen sind heterogen. Angebote müssen niederschwellig und auf die spezifischen Bedürfnisse von Männern und Frauen ausgerichtet sein.



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Article published online:
02 September 2021

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