Gesundheitswesen 2021; 83(08/09): 682-683
DOI: 10.1055/s-0041-1732055
Mittwoch 22.09.2021
Vorträge

Gewerkschaftliches Handeln in der Pflegebranche – Spannungslinien der organisierten Interessenvertretung

N Lämmel
1   Fakultät Soziale Arbeit, Bildung und Pflege, Hochschule Esslingen, Esslingen, Deutschland
,
I Riedlinger
1   Fakultät Soziale Arbeit, Bildung und Pflege, Hochschule Esslingen, Esslingen, Deutschland
,
K Reiber
1   Fakultät Soziale Arbeit, Bildung und Pflege, Hochschule Esslingen, Esslingen, Deutschland
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Einleitung Attraktivitätssteigerung der Pflegeberufe scheint als breiter gesellschaftlicher und politischer Konsens vorrangig über Gehaltserhöhungen erreichbar. Dennoch gibt es keinen Flächentarifvertrag, der Mindestlohn in der Altenpflege war umstritten und die Tarifverhandlungen im Öffentlichen Dienst 2020 in Pandemiezeiten wurden im öffentlichen Diskurs u.a. als nicht angemessen diskutiert. In unserem Beitrag wollen wir die Rolle der Gewerkschaften als maßgebliches Interessensvertretungsorgan zur Gestaltung der Arbeitsbedingungen in der Pflege beleuchten.

Methoden Wir beziehen uns auf eigene Daten einer online-gestützten, drei-stufigen Delphi-Befragung, multiperspektivischer Betriebsfallstudien und Expert*innen-Interviews eines Verbundforschungsprojektes; weitere themenbezogene empirische Studien werden ergänzend hinzugezogen.

Ergebnisse Die wenig ausgeprägte Interessenvertretung in der Pflege stellt laut Leitungspersonen unserer Delphi-Befragung ein Problem für die Branche insgesamt dar, trotz „guter“ Ausgangsbedingungen aufgrund des Fachkräftemangels und zugeschriebener Systemrelevanz. Gewerkschaften aber auch die betriebliche Mitbestimmung, in Form der institutionalisierten Arbeitnehmervertretung, spielen in der Pflege u.a. aufgrund von Pfadabhängigkeiten, heterogenen Strukturen und Partikularinteressen eine untergeordnete Rolle. Hinzukommt, dass Pflegende die Vertretung ihrer Interessen an Leitungspersonen delegieren, anstatt die formal zuständigen Vertretungsorgane zu adressieren.

Fazit Es zeigen sich somit Spannungslinien, welche die zielgruppengerechte Repräsentation der Pflegenden durch Gewerkschaften erschweren können. Diesen wollen wir Handlungsspielräume und Ansätze für eine wirkmächtigere Interessensvertretung in der Pflege gegenüberstellen.



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Article published online:
02 September 2021

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