Geburtshilfe Frauenheilkd 2021; 81(06): e50
DOI: 10.1055/s-0041-1730827
Abstracts
MGFG

Schwangerschaft, Geburt und fetales Outcome bei mütterlicher Adipositas – eine retrospektive Fall-Kontroll-Studie

H Mittelbach
Universitätsklinik für Frauenheilkunde Otto-von Guericke Universität, Magdeburg, Deutschland
,
A Redlich
Universitätsklinik für Frauenheilkunde Otto-von Guericke Universität, Magdeburg, Deutschland
,
SD Costa
Universitätsklinik für Frauenheilkunde Otto-von Guericke Universität, Magdeburg, Deutschland
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Zielsetzung Es wurde die Fragestellung untersucht, inwieweit Adipositas ein unabhängiger Risikofaktor für maternale und fetale Risiken und Komplikationen während der Schwangerschaft und der Geburt sowie für das neonatale Outcome darstellt.

Des Weiteren wurde vermutet, dass der Anteil der adipösen Schwangeren von 2012 bis 2017 im Einzugsgebiet Magdeburg zugenommen hat.

Methode und Materialien In die retrospektive Fall-Kontrollstudie wurden 2449 Frauen mit einer (lebend) Einlings Geburt aus den Jahren 2012 und 2017 eingeschlossen und anhand ihrer BMI-Werte gruppiert. Bei 1110 (45,3%) Patientinnen wurde ein BMI über 30kg/m2 registriert, wobei sich dieses auf die Gruppen mäßig adipös, (BMI 30-34,99kg/m2) mit 28,3% (n=689) und stark adipös (BMI 35-39,99kg/m2) mit 11,3% (n=277) sowie extrem adipös (BMI ≥40kg/m2) mit 5,9% (n=144) verteilt. Diese Daten wurden mit denen von 304 (entspricht 12,4%) normalgewichtigen Schwangeren (BMI 18-24,99 kg/m2) verglichen.

Das fetale Outcome wurde beurteilt anhand der postpartalen Adaptation und der Notwendigkeit einer Weiterversorgung auf der Neo-Intensiv.

Ergebnisse Galten 2012 noch 41,9% der Schwangeren an der Universitätsfrauenklinik in Magdeburg als adipös, so wurden 2017 bereits 48,3% der Frauen als adipös eingestuft. Besonders hervorzuheben ist der Anteil der extrem adipösen Patientinnen, der während des betrachteten Zeitraumes von 4,8% auf 6,9% gestiegen ist.

Als Komplikationen in der Schwangerschaft traten vorzeitige Wehen bei Frauen mit einem BMI < 25 kg/m2 mehr als doppelt so häufig auf (19,2%), wie bei Frauen mit einem BMI >30 kg/m2. Frauen mit einem BMI >40 kg/m2 hatten eine erheblich geringere Inzidenz für vorzeitige Wehen (1,4%). Bei der Betrachtung von Blutungen als Komplikation konnten zwischen den unterschiedlichen BMI-Gruppen keine signifikanten Unterschiede festgestellt werden.

Die Prävalenz für Frühgeburten lag bei normalgewichtigen Frauen mit 26% signifikant höher als bei Frauen mit einem BMI >30 kg/m2. Innerhalb der Gruppe mit einem BMI zwischen 30 und 35 kg/m2 wurden Frühgeburten weniger häufig festgestellt.

Ein BMI oberhalb von 40 kg/m2 ergab einen signifikanten Zusammenhang mit einer erhöhten Sectio-Rate. In den BMI-Gruppen darunter konnte kein signifikanter Zusammenhang festgestellt werden. Bei Spontanentbindungen war der Anteil der maternalen Geburtsverletzungen bei adipösen Patientinnen wesentlich höher.

Neugeborene mit adipösen Müttern mussten verglichen mit normalgewichtigen Schwangeren postpartal weniger häufig neonatologisch überwacht werden.

Zusammenfassung Im Zeitraum von 2012 bis 2017 hat die Anzahl der adipösen Schwangeren zugenommen, insbesondere der Anteil der extrem adipösen Frauen.

Vorzeitige Wehentätigkeit tritt in der Gruppe der Normalgewichtigen signifikant häufiger auf als bei Adipösen.

Das neonatale Outcome scheint, gemessen an der postpartalen Adaptation, bei adipösen Müttern nicht initial schlechter zu sein.

Die Analyse der Daten wird aktuell weiter fortgeführt.



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Article published online:
01 June 2021

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