Geburtshilfe Frauenheilkd 2021; 81(06): e48-e49
DOI: 10.1055/s-0041-1730822
Abstracts
MGFG

Eine retrospektive Betrachtung des Geburtsmodus bei vorhergehender Sectio caesarea

H Franke
Universitätsklinikum Magdeburg für Frauenheilkunde, Geburtshilfe und Reproduktionsmedizin, Magdeburg, Deutschland
,
A Redlich
Universitätsklinikum Magdeburg für Frauenheilkunde, Geburtshilfe und Reproduktionsmedizin, Magdeburg, Deutschland
,
S Costa
Universitätsklinikum Magdeburg für Frauenheilkunde, Geburtshilfe und Reproduktionsmedizin, Magdeburg, Deutschland
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Hintergrund Im Laufe der letzten Jahrzehnte konnte ein stetiger Anstieg der Schnittentbindungen, sowohl in Entwicklungs-, als auch in Industrieländern beobachtet werden. Dieser Anstieg ist auf mehrere Faktoren zurückzuführen. Nicht zuletzt hatte der Satz: „Einmal eine Sectio, immer eine Sectio“ fälschlicherweise an Bedeutung gewonnen. Nach heutigem Wissensstand ist bekannt, dass die Indikationen zur Sectio streng und mit Bedacht zu stellen und die Risiken einer Schnittentbindung für Mutter und Kind genauestens abzuwägen sind. Positiv für eine erfolgreiche vaginale Entbindung, besonders nach vorhergegangener Sectio, sind die hervorragenden und sicheren medizinischen Standards in Europa.

Die Zielsetzung der hier vorliegenden Arbeit ist die Auswertung der retrospektiv erhobenen Daten in Hinblick auf den Entbindungsmodus von Frauen, die vor der aktuellen Schwangerschaft bereits einen Kaiserschnitt gehabt haben. Sämtliche Faktoren, die im Rahmen dieser Ausarbeitung zu einer erneuten Schnittentbindung oder einer vaginalen Geburt geführt haben, werden aufgeführt und anschließend analysiert.

Methode Die Daten wurden aus dem Medico-System gefiltert und beziehen sich auf die Patientinnen, die von Anfang 2014 bis Ende 2018 im Universitätsklinikum Magdeburg entbunden haben. In dem genannten Zeitraum konnten n=560 Frauen detektiert werden, die nur einen Kaiserschnitt erlebt haben. Ausgeschlossen wurden Erstgebärende und Mehrlingsschwangerschaften. Weiteres Ausschlusskriterium war eine Entbindung zwischen der Sectio und der aktuellen Schwangerschaft. Zur Auswertung der Daten wurde das Programm SPSS verwendet.

Ergebnisse Für die Analyse wurden die Daten von insgesamt 560 Patientinnen ausgewertet. 49% der Frauen mit Z.n. Sectio versuchten den trial of labour after c-section (TOLAC), d.h. der Versuch einer vaginalen Entbindung nach Kaiserschnitt. Davon gebaren fast 54% erfolgreich vaginal, der sogenannten vaginal birth after c-section (VBAC) und 46% durch eine sekundäre Re-Sectio. Bei 14% der erfolgreichen vaginalen Entbindungen, wurde die Geburt induziert. Prädiktive Marker für eine erfolgreiche vaginale Entbindung waren das Alter der Mutter unter 35 Jahre (p=0,01). Erkrankungen, wie Diabetes (p=0,04) oder (Prä-) Eklampsie (p=0,011) führten vermehrt zu einer Sectio. 51% der 560 Patientinnen entbanden durch eine primäre Re-Sectio. Dabei betrug die Anzahl der Wunsch-Re-Sectiones 0,5%.

Zusammenfassung Um die Rate der Re-Sectiones weiterhin zu senken, sollte Schwangeren der TOLAC (trial of labour after c-section) empfohlen und dringend dem vielfach geäußerten Wunsch einer Re-Sectio entgegengetreten werden. Insbesondere sollte die Indikationsstellung für eine Schnittentbindung mit Bedacht gewählt werden. Schwangere sollten über die verbundenen Risiken und Spätfolgen einer Sectio genauestens aufgeklärt werden.



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Article published online:
01 June 2021

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