Geburtshilfe Frauenheilkd 2021; 81(06): e47
DOI: 10.1055/s-0041-1730813
Abstracts
MGFG

Korrelation zwischen vaginaler IL-6-Konzentration und intraamnialer Inflammation nach frühem vorzeitigen Blasensprung - Daten des MuMfI-Trial (clinicaltrials.gov ID: NCT02702297)

M Bergner
1   Universitätsklinik für Geburtshilfe und Pränatalmedizin, Halle, Deutschland
,
G Seliger
1   Universitätsklinik für Geburtshilfe und Pränatalmedizin, Halle, Deutschland
,
E Schleußner
2   Universitätsklinik für Geburtsmedizin, Jena, Deutschland
,
H Stepan
3   Universitätsklinikum Leipzig - Abteilung für Geburtshilfe, Leipzig, Deutschland
,
S Seeger
4   Klinik für Geburtshilfe Krankenhaus St. Elisabeth und St. Barbara, Halle, Deutschland
,
R Haase
5   Universitätsklinikum Halle - Abteilung für Neonatologie und Pädiatrische Intensivmedizin, Halle, Deutschland
,
FB Kraus
6   Universitätsklinikum Halle - Zentrallabor, Halle, Deutschland
,
GGR Hiller
7   Universitätsklinikum Halle - Institut für Pathologie, Halle, Deutschland
,
J Zöllkau
2   Universitätsklinik für Geburtsmedizin, Jena, Deutschland
,
M Riemer
1   Universitätsklinik für Geburtshilfe und Pränatalmedizin, Halle, Deutschland
,
M Tchirikov
1   Universitätsklinik für Geburtshilfe und Pränatalmedizin, Halle, Deutschland
› Author Affiliations
 

Hintergrund Der frühe vorzeitige Blasensprung (PPROM) und sein Management stellen eine der größten Herausforderungen in der modernen Geburtshilfe dar. Ein wesentliches Problem liegt in den unzureichenden Möglichkeiten, eine fetale Infektion zu erkennen oder vorherzusagen. Es darf derzeit als wissenschaftlicher Konsens betrachtet werden, dass die mütterlichen Entzündungsparameter eine unzureichende Diagnostik darstellen und damit für die Entscheidung zur Entbindung ungeeignet sind. Die Verbesserung der Routinediagnostik nach PPROM durch vaginale Parameter, wie Interleukin-6, ist seit längerem Gegenstand der Forschung. In bisherigen Studien erfolgten vorrangig Einzelpunktbestimmungen der vaginalen Parameter, welche mit Keim- oder Inflammationsnachweis in der Amniocentese korreliert wurden. Im MuMfI-Trial, einer prospektiven, multizentrischen Pilotstudie, wurde erstmals longitudinal die Konzentration des vaginalen Interleukin-6 bis zur Entbindung dargestellt. In einigen Fällen erfolgte studienunabhängig eine Amniocentese zum Ausschluss einer Infektion. Hierdurch war die Bestimmung der intraamnialen IL-6-Konzentration möglich.

Material Es wurden 37 Patientinnen mit frühem vorzeitigen Blasensprung zwischen 24+0 und 34+0 voll. SSW in die Studie eingeschlossen. Durch Einlage eines biokompatiblen Kunstfaserschwammes war eine tägliche Bestimmung der vaginalen IL-6-Konzentration möglich. In sieben Fällen erfolgte studienunabhängig eine Amniocentese, der eine zeitnahe vaginale Messung zugeordnet werden konnte. Nach Entbindung erfolgte die retrospektive Zuordnung zur Inflammations- und Kontrollgruppe anhand von klinischen (EONS), laborchemischen (NS-IL-6 >60pg/ml) und histologischen Kriterien (plazentare Inflammationzeichen). Es wurde der Median der IL-6 Konzentration beider Gruppen im zeitlichen Verlauf verglichen.

Ergebnisse Die vaginale IL-6-Konzentration unterschied sich bereits mehr als 24h vor der Entbindung signifikant (7889 vs 1782 pg/ml; p=0,014). Die IL-6-Konzentration in den durchgeführten Amniocentesen korrelierte mit den Werten der zeitnah durchgeführten vaginalen Bestimmung (Pearson Koeffizient 0,984; p <0,001).

Diskussion Die Ergebnisse unterstützen die These, dass die intrauterine Inflammation im Vaginalsekret nachgewiesen werden kann. Es bedarf größerer Folgestudien, um den Vorhersagewert für ein klinisch relevantes Outcome zu überprüfen. Die Korrelation zwischen vaginaler und intraamnialer IL-6-Konzentration muss ebenfalls an größeren Fallzahlen überprüft werden.



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Article published online:
01 June 2021

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