Geburtshilfe Frauenheilkd 2021; 81(06): e46-e47
DOI: 10.1055/s-0041-1730812
Abstracts
MGFG

Genauigkeit der sonografischen Schätzung des fetalen Gewichts am Entbindungstermin: Prospektive Analyse von 1000 Fällen an der Universitätsfrauenklinik Magdeburg

K Benfoughal
Universitätsklinik für Frauenheilkunde, Geburtshilfe und Reproduktionsmedizin, Magdeburg, Deutschland
,
A Oettel
Universitätsklinik für Frauenheilkunde, Geburtshilfe und Reproduktionsmedizin, Magdeburg, Deutschland
,
C Gerloff
Universitätsklinik für Frauenheilkunde, Geburtshilfe und Reproduktionsmedizin, Magdeburg, Deutschland
,
SD Costa
Universitätsklinik für Frauenheilkunde, Geburtshilfe und Reproduktionsmedizin, Magdeburg, Deutschland
› Author Affiliations
 

Fragestellung Die sonografische Überwachung des fetalen Wachstums ist in der geburtshilflichen Diagnostik von wesentlicher Bedeutung. Am Entbindungstermin spielt das geschätzte fetale Gewicht (EFW) eine wichtige Rolle bei der Geburtsplanung. Trotz zunehmender technischer Verbesserungen muss weiterhin ein gewisser Schätzfehler akzeptiert werden. Wir untersuchen hier die Genauigkeit des sonografischen EFW am Entbindungstermin unter Alltagsbedingungen eines Perinatalzentrums Level I.

Methodik In diese prospektive Single-Center-Kohortenstudie wurden 1000 aufeinanderfolgende Einlingsschwangerschaften zwischen 37/0 und 40/6 Schwangerschaftswochen eingeschlossen, bei denen innerhalb von 7 Tagen vor der Entbindung eine sonografische Schätzung des fetalen Gewichts durchgeführt wurde. Die Biometrien wurden von verschiedenen Ärzten mit unterschiedlicher Berufserfahrung und an unterschiedlichen Ultraschallgeräten durchgeführt. Untersucht wurde der Unterschied zwischen dem tatsächlichen Geburtsgewicht des Kindes (BW) und dem EFW. Des Weiteren wurde der Einfluss verschiedener Parameter auf die Schätzgenauigkeit analysiert (u.a. Geschlecht des Kindes, Lage des Kindes, BMI der Mutter, Diabetes der Mutter, Parität, Zeit zwischen der Ultraschalluntersuchung und der Geburt und die Berufserfahrung des Arztes).

Ergebnisse Das durchschnittliche BW betrug 3417,2 ± 471,4 g. Der mittlere absolute Fehler (MAE) betrug 280,0 ± 225,5 g (95% CI 266,1; 294,0) und der mittlere absolute prozentuale Fehler (MAPE) betrug 8,1 ± 6,2% (95% CI 7,7; 8,5). In 86% der Fälle wich das EFW bis zu ± 500 g vom tatsächlichen BW ab. Die prozentuale Abweichung zwischen EFW und BW betrug in 68% der Fälle maximal ± 10%. Das fetale Gewicht wurde eher unterschätzt als überschätzt, insbesondere bei Feten > 4.000 g, bei männlichen Feten und bei multiparen Frauen. Der Schätzfehler war bei Feten > 4.000 g am größten (MAE 477,4 ± 298,9 g; MAPE 11,3 ± 7,0%).

Schlussfolgerung Die sonografische Biometrie ist ein schnelles, sicheres und kostengünstiges Verfahren, mit dem das fetale Gewicht relativ zuverlässig vorhergesagt werden kann. Vor allem bei Feten > 4.000 g ist die sonografische Schätzung jedoch weniger genau. Feten, die sonografisch auf 4.000 g oder mehr geschätzt wurden, wogen in dieser Studie in der Mehrzahl der Fälle mehr als geschätzt wurde. Da insbesondere in diesen Fällen das Schätzgewicht die Entscheidung über den geeigneten Entbindungsmodus beeinflusst, sollte ein höherer Schätzfehler bedacht werden. Darüber hinaus sind Verbesserungen der Methoden zur fetalen Gewichtsschätzung weiterhin erforderlich.



Publication History

Article published online:
01 June 2021

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