Geburtshilfe Frauenheilkd 2021; 81(06): e32
DOI: 10.1055/s-0041-1730771
Abstracts
MGFG

Postpartale Beckenbodensprechstunde unter Einsatz von 3D/4D-Sonographie

A Köhler
Klinik für Geburtsmedizin Universitätsklinikum Jena, Jena, Deutschland
,
A Kolterer
Klinik für Geburtsmedizin Universitätsklinikum Jena, Jena, Deutschland
,
E Schleußner
Klinik für Geburtsmedizin Universitätsklinikum Jena, Jena, Deutschland
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Einleitung Im Rahmen vaginaler Geburten auftretende sicht- und unsichtbare Verletzungen des Beckenbodens spielen eine wesentliche Rolle in der Genese weiblicher Beckenbodenerkrankungen. Die maximale Dehnung des Musculus puborectalis beim Durchtritt des kindlichen Kopfes kann zu Avulsionen des Musculus levator ani vom Arcus tendineus führen. Damit verbunden ist eine Risikoerhöhung für das Auftreten eines Deszensus genitalis bzw. eines Rezidivs nach operativer Therapie (RR 1,9 bzw. 3,9). (Dietz et al. 2010, Dietz und Simpson 2008) Gleiches gilt für eine postpartal erhöhte Dehnbarkeit des Hiatus genitalis (OR bis 1,11 pro cm2) (Dietz et al. 2012). Vaginal operative Entbindungsmodi, wiederholte Dammverletzungen, eine protrahierte Austreibungsperiode und der kindliche Kopfumfang gelten als geburtshilfliche Risikofaktoren derartiger Traumata.

Ablauf Allen Patientinnen nach vaginal operativer Entbindung und höhergradigen Dammverletzungen wird ein Termin in unserer postpartalen Beckenbodensprechstunde angeboten. Dabei liegt der Untersuchungsschwerpunkt auf einer vollständigen urogynäkologischen Untersuchung und Sonographie des Beckenbodens inklusive 3D/4D-Sonographie. Mittels Perinealsonographie werden unter anderem Kontinuität des Musculus sphincter ani, Ausdehnung des Hiatus genitalis sowie bilateraler Ansatz des Musculus levator ani evaluiert. Die Anamnese wird anhand eines validierten Fragebogens ergänzt. (Metz et al. 2017)

Sowohl tiefe als auch oberflächliche Anteile des Musculus sphincter ani-Komplexes lassen sich perinealsonographisch darstellen. Diskontinuitäten mit einem Winkel <30° gelten als Narbe, solche >30° als Defekt. (Albrich 2018)

Eine Fläche des Hiatus genitalis über 25 cm2 unter maximalem Valsalva-Manöver und ein Levator-Urethra-Abstand über 2,5 cm sind mit einem erhöhten Risiko für die Entwicklung eines Deszensus genitalis assoziiert. (Dietz et al. 2008a, Dietz et al. 2008b)

Zusammenfassung Diese Form der Beckenbodensprechstunde dient der Sensibilisierung junger Frauen für das Thema Beckenboden und dessen Erkrankungen. Patientinnen mit einem erhöhten Risiko für die Entwicklung eines Deszensus genitalis bzw. eines Rezidivs nach operativer Therapie werden identifiziert. Ziele sind die Etablierung primärer und sekundärer Präventionsstrategien sowie die Initiierung frühzeitiger konservativer, aber auch operativer Therapien bei Beschwerden oder nachweisbaren Defekten.



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Article published online:
01 June 2021

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