Geburtshilfe Frauenheilkd 2021; 81(06): e32
DOI: 10.1055/s-0041-1730770
Abstracts
MGFG

Suspekter, einseitiger Adnexbefund mit starker CA 125- Expression

N Dornhöfer
1   Universitätsfrauenklinik, Leipzig, Deutschland
,
A Großmann
2   Niedergelassene Gynäkologin, Leipzig, Deutschland
,
B Aktas
1   Universitätsfrauenklinik, Leipzig, Deutschland
› Institutsangaben
 

Einleitung Bei dem Tumormarker CA-125 handelt es sich um ein hochmolekulares Glykoprotein dessen Bestimmung im Rahmen der Primärdiagnostik sowie Verlaufskontrolle von Ovarialkarzinomen eine große Rolle spielt. Problematisch bei diesem Tumormarker ist, dass er zwar eine hohe Sensitivität aufweist, seine Spezifität jedoch eingeschränkt ist. Wenngleich er meist mit epithe-lialen Tumoren assoziiert ist, kann er jedoch im Prinzip in allen Geweben nachgewiesen wer-den die Derivate des Müller’schen Epithels sind. Dies sind neben den Ovarien insbesondere auch die Mesothelien des Peritoneums sowie das Tubenepithel. Deren Expression des CA 125 wird insbesondere durch die maligne Transformation getriggert kann aber auch durch ent-zündliche Erkrankungen oder Asicitesbildung im Rahmen eine schweren Leberzirrhose verur-sacht sein.

Fallbeschreibung Wir berichten über eine junge Nullipara bei der sonographisch ein 6x8cm einseitiger, multizys-tischer Adnexbefund mit vaskularisierten Septen darstellbar war. Sonographisch wurde dieser Befund als suspekt eingestuft, so dass neben der Bestimmung der Infektionsparameter und der Entnahme einer Chlamydien-Serologie die Bestimmung des CA125 erfolgte. Während die Infektionsparameter unauffällig waren, zeigte sich eine Erhöhung des CA 125 auf 560 U/ml sowie eine positive Chlamydien-Serologie.

Aufgrund der Gesamtkonstellation wurden nun die diagnostisch/therapeutischen Alternativen einer diagnostischen Laparoskopie zur histologischen Sicherung versus zunächst einer antibi-otischen Therapie der Chlamydieninfektion und sonographische Verlaufskontrolle diskutiert.

Gemeinsam mit der Patientin entschieden wir uns für die Observation nach antibiotischer The-rapie.

Im Verlauf der nächsten Wocen kam es unter Therapie mit Doxycylin zur einer sukzessiven Normalisierung des CA 125-Wertes sowie zur einer vollständigen Rückbildung des Adnexbe-fundes.

Aufgrund der letztliche völligen Normalisierung aller Parameter wurde auch abschließend auf eine diagnostische Laparoskopie verzichtet.

Schlussfolgerung Dieser Kasus verdeutlicht zwei wichtige Aspekte der Diagnostik und Therapie unklarer Ad-nexbefunde. Einerseits zeigt er eindrucksvoll, dass signifikante Erhöhungen des Tumormar-kers CA125 auch durch entzündliche Erkrankungen auf Werte über 500 U/ml steigen kann und Differentialdiagnosen ausgeschlossen werden müssen um unnötige Laparoskopien zu vermeiden. Andererseits ermutigt er dazu auch bei ausgedehnte Tuboovarialabszeße einen konservativ Therapieversuch zu starten um auch hier unnötige Laparoskopien und deren Komplikationen oder Kollateralschäden zu vermeiden.



Publikationsverlauf

Artikel online veröffentlicht:
01. Juni 2021

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