Geburtshilfe Frauenheilkd 2021; 81(06): e17-e18
DOI: 10.1055/s-0041-1730487
Geburtshilfe und Fetomaternale Medizin

Puumala-Virus Infektion in der Spätschwangerschaft. Ein Fallbericht

V Kramer
1   Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Graz
,
EC Weiss
1   Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Graz
,
F Moser
1   Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Graz
,
E Schulz
2   Klinische Abteilung für Hämatologie, Universitätsklinik für Innere Medizin, Graz
,
S Hatzl
2   Klinische Abteilung für Hämatologie, Universitätsklinik für Innere Medizin, Graz
,
SM Weingartner
3   Sektion Infektiologie und Tropenmedizin, Universitätsklinik für Innere Medizin, Graz
,
I Zollner-Schwetz
3   Sektion Infektiologie und Tropenmedizin, Universitätsklinik für Innere Medizin, Graz
,
N Taumberger
1   Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Graz
,
IC Lakovschek
1   Universitätsklinik für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, Graz
› Author Affiliations
 

Einleitung Das Puumala-Virus ist eine Zoonose und gehört zur Gattung der Orthohantaviridae. Darunter gibt es verschiedene nicht-pathogene und pathogene Vertreter, eines der bekanntesten ist das Hanta-Virus. Die Letalität kann stark schwanken und reicht von ca. 0,1-0,9% (Puumala- und Dobrava-Virus) bis hin zu 30-40% (Sin-Nombre- und Andes-Virus). Die Inkubationszeit beträgt üblicherweise 2 bis 4 Wochen (in Ausnahmefällen 5-60 Tage). [1]

Das Reservoir ist dabei die Rötelmaus mit den Endemiegebieten Steiermark, südliches Burgenland und Kärnten. Die Übertragung geschieht meist über Kot oder Urin der Mäuse, der nach dem Trocknen, als Staub aufgewirbelt und eingeatmet wird. Die jährliche Inzidenz schwankt zwischen 30 – 264 (2019: 272 Fälle österreichweit).[2], [3]

Fallbericht Eine 24-jährige erstgebärende Schwangere wird in der SSW 36+5 auf Grund von Fieber und Flankenschmerzen vorstellig. Im Aufnahmebefund zeigte sich eine unauffällige Schwangerschaft, der Covid-19-Test negativ, das Labor primär schwangerschaftsspezifisch unauffällig. In der durchgeführten Harnkultur konnte kein Keimwachstum nachgewiesen werden.

Bereits am nächsten Tag klagte die Patientin über leichte Atemnot ohne Sättigungsabfall, Druck auf der Brust und Sehstörungen.

Die Entzündungswerte stiegen im Verlauf an (CRP: 78 mg/L, Leukozyten: 16.320*106/L). Zusätzlich entwickelt die Patientin eine Thrombozytopenie bei 99.000/L. Die Nierenwerte blieben unauffällig.

Aufgrund von Blasten im manuellen Blutausstrich und des daraus resultierenden Verdachts auf eine hämato-onkologische Erkrankung, erfolgte eine weitere Begutachtung durch die Hämatologie. Der Verdacht einer onkologischen Erkrankung wurde nicht bestätigt, aber durch das Vorhandensein einer neutrophilen Leukozytose in Kombination mit einer Thrombozytopenie ohne Fragmentozyten, war das ausschlaggebende Indiz, welches zur Verdachtsdiagnose Puumala-Virus-Infektion führte. (Bei den Hanta-Viren handelt es sich um eine der wenigen Erregergruppen, welche eine solche Reaktion hervorrufen können.) Der Nachweis der akuten Puumala-Virus-Infektion erfolgte durch die serologische Bestimmung entsprechender IgM Antikörper. Eine daraufhin durchgeführte spezifische Anamnese konnte aber keine eindeutige Ansteckungsquelle liefern,

Zur weiteren Abklärung erfolgte ein Thorax-CT, dabei zeigten sich fragliche entzündliche Infiltrate im Oberlappen beidseits, sowie ein augenärztliches Konsil, mit unauffälligem Befund.

Bei der Patientin kam es unter einer symptomatischen Therapie, sowie einer prophylaktischen antibiotischen Abdeckung zur raschen spontanen Besserung der Symptomatik und der Laborwerte. Insbesondere kam es zu keiner Beteiligung der Nieren, und sie konnte bereits nach 5 Tagen beschwerdefrei nach Hause entlassen werden. Die Geburt steht noch aus und die entsprechenden Daten werden nachgereicht.

Zusammenfassung Der Puumala-Virus ist eine relativ häufige Zoonose in der Steiermark. Nichtsdestotrotz gibt es nur wenige Fälle von Schwangeren mit dieser Erkrankung. Eine diaplazentare Übertragung wurde bis dato in der Literatur noch nie beschrieben. Laut der bisherigen Literatur, kann es aber in der Schwangerschaft zu schweren Verläufen kommen, so dass bei unspezifischen Symptomen wie Fieber, Gliederschmerzen, Sehstörungen, Atembeschwerden und den entsprechenden laborspezifischen Veränderungen (Differentialblutbild, Nierenwerte, etc.) in Endemiegebieten, auch das Puumala/Hanta-Virus in Betracht gezogen werden soll. [4]

Interessenskonflikt Kein Interessenskonflikt der Autoren vorhanden.



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Article published online:
02 June 2021

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