Geburtshilfe Frauenheilkd 2021; 81(06): e16-e17
DOI: 10.1055/s-0041-1730486
Geburtshilfe und Fetomaternale Medizin

Postpartale Analyse des Nabelschnurbluts zum Ausschluss einer intrauterinen Transmission von SARS-CoV-2 bei positiven Schwangeren

J Kornes
1   Kepler Universitätsklinikum, Universitätsklinik für Gynäkologie, Geburtshilfe und Gyn. Endokrinologie, Linz, Österreich
,
S Enengl
1   Kepler Universitätsklinikum, Universitätsklinik für Gynäkologie, Geburtshilfe und Gyn. Endokrinologie, Linz, Österreich
,
P Stelzl
1   Kepler Universitätsklinikum, Universitätsklinik für Gynäkologie, Geburtshilfe und Gyn. Endokrinologie, Linz, Österreich
,
P Hermann
3   Kompetenzzentrum für Klinische Studien, Johannes Kepler Universität Linz, Österreich
,
S Doppler
2   Kepler Universitätsklinikum, Institut für Pathologie und Mikrobiologie, Linz, Österreich
,
P Oppelt
1   Kepler Universitätsklinikum, Universitätsklinik für Gynäkologie, Geburtshilfe und Gyn. Endokrinologie, Linz, Österreich
› Author Affiliations
 

Einleitung War bei Beginn der SARS-CoV-2 Pandemie vor über einem Jahr das Wissen über den Krankheitsverlauf und die Risiken für Schwangere und ihre Neugeborenen limitiert, konnten bislang in zahlreichen Studien wertvolle Informationen für die Betreuung von betroffenen Schwangeren gewonnen werden.[1] Die Entwicklung von Immunität bei Neugeborenen hängt wesentlich mit der Übertragung mütterlicher Antikörper zusammen, was auch im Fall von COVID-19 in einigen wenigen Arbeiten diskutiert wird.[2] In dieser Studie wird das Vorliegen von Antikörpern gegen SARS-CoV-2 im mütterlichen Serum sowie in der Nabelschnur bei symptomatischen und asymptomatischen positiv getesteten Müttern analysiert. Dies soll weitere Rückschlüsse zum Risiko der vertikalen Transmission sowie zur Entwicklung eines kindlichen Nestschutzes ermöglichen.

Material und Methodik Alle in der Schwangerschaft oder zum Zeitpunkt der Geburt positiv auf SARS-CoV-2 getesteten Mütter, die im Kepler Universitätsklinikum Linz, im Salzkammergut Klinikum Vöcklabruck sowie im Pyhrn-Eisenwurzen Klinikum Steyr entbunden haben, wurden eingeschlossen. Postpartal wurden eine mütterliche Serum-Blutprobe sowie eine Probe aus dem Nabelschnurblut auf das Vorliegen von SARS-CoV-2 Antikörpern (IgA und IgG) untersucht. Zusätzlich wurde eine gesunde Kontrollgruppe erstellt, um Vergleiche im Hinblick auf maternale Vorerkrankungen sowie das Geburtsoutcome zu ermöglichen.

Ergebnisse Von insgesamt 93 eingeschlossenen Müttern, davon 26 symptomatisch erkrankt, wurden in 55 Serum-Proben IgA-Antikörper festgestellt, in keiner der Nabelschnurproben wurden IgA-Antikörper nachgewiesen. Bei 35 Müttern konnten positive IgG-Antikörper festgestellt werden, welche sich auch in 21 Nabelschnurproben positiv zeigten. In der Gruppe der symptomatischen Patientinnen konnte eine signifikant höhere Konzentration an IgA- (3.07±3.03 vs. 1.72±1.89, P=0.019) sowie IgG-Antikörpern (1.8±2.31 vs. 1.55±2.64, P=0.048) nachgewiesen werden. Die durchschnittliche Zeitspanne zwischen positivem Test auf SARS-CoV-2 und der Geburt lag bei 14.11 Tagen (±35.22). Bei den Frauen mit positivem IgG-Nachweis war das Zeitintervall zwischen positivem SARS-CoV-2 Test und der Geburt signifikant länger (19.79±30.91 vs. 6.19±12.84, P=0.003).

Die Sectiorate war im Kollektiv der SARS-CoV-2 positiven Schwangeren siginifkant höher als in der Kontrollgruppe (39 vs. 18, P=0.0065). Die SARS-CoV-2 positiven Schwangeren hatten tendenziell häufiger Vorerkrankungen als die Schwangeren in der Kontrollgruppe, jedoch ohne statistische Signifikanz (47 vs. 34, P=0.0757).

Zusammenfassung Die diaplazentare Übertragung von IgG-Antikörpern gegen SARS-CoV-2 bei positiv getesteten Müttern bietet einen potentiellen Nestschutz für das Neugeborene. Der Zeitpunkt der mütterlichen Infektion spielt hier jedoch eine wesentliche Rolle.

Interessenskonflikt Es bestehen keine Interessenskonflikte.



Publication History

Article published online:
02 June 2021

© 2021. Thieme. All rights reserved.

Georg Thieme Verlag KG
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany

 
  • Literatur

  • 1 Pecks U, Kuschel B, Mense L, Oppelt P, Rüdiger M. CRONOS-Netzwerk: Pregnancy and SARS CoV-2 infection in Germany—the CRONOS registry. Dtsch Arztebl Int 2020; 117: 841-2. DOI: 10.3238/arztebl.2020.0841.
  • 2 Flannery DD, Gouma S, Dhudasia MB. et al. Assessment of Maternal and Neonatal Cord Blood SARS-CoV-2 Antibodies and Placental Transfer Ratios. JAMA Pediatr 2021 DOI: 10.1001/jamapediatrics.2021.0038