Klinische Neurophysiologie 2016; 47(01): 43-50
DOI: 10.1055/s-0041-108146
Fort- und Weiterbildung
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Aneurysmatische Subarachnoidalblutung und Entwicklung eines „isolierten Hirnstammtods“

Subarachnoid Hemorrhage and Isolated Brainstem Death
C. Roth
Neurologische Klinik, Klinikum Kassel
,
A. Ferbert
Neurologische Klinik, Klinikum Kassel
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Publication Date:
13 January 2016 (online)

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Zusammenfassung

Hintergrund Der irreversible Hirnfunktionsausfall ist ein sicheres Todeszeichen. In Deutschland wird hierfür der dauerhafte Nachweis des Funktionsausfalls von Großhirn, Kleinhirn und Hirnstamm gefordert. Die Kriterien zur Feststellung des Hirntods variieren weltweit. Anhand eines Fallberichts werden die aktuellen Richtlinien der Bundesärztekammer vorgestellt.

Fallbericht Wir berichten vom Fall eines 41-jährigen Patienten, der aufgrund einer Subarachnoidalblutung (SAB) bei einem Aneurysma der A. cerebelli inferior posterior (PICA) in unsere Klinik eingeliefert wurde. Trotz Koma, ausgefallener Hirnstammfunktion, fehlender Apnoe sowie ausgefallener früher akustisch evozierter Potenziale (FAEP) und kortikaler Potenziale der somatosensibel medianusevozierten Potenziale konnte eine Alpha-Aktivität im EEG als Zeichen einer kortikalen Restfunktion am 3. Behandlungstag nachgewiesen werden. Wir stellten die Diagnose eines isolierten Hirnstammtods. Am Folgetag wurde das EEG wiederholt und zeigte eine Nulllinie. Somit konnte dann der irreversible Hirnfunktionsausfall diagnostiziert werden, und damit der Tod des Patienten.

Diskussion In Deutschland ist die Diagnose des isolierten Hirnstammtods kein sicheres Todeszeichen, sondern vielmehr der irreversible Hirnfunktionsausfall des gesamten Gehirns. Umso wichtiger ist die Kenntnis der Art der Hirnschädigung. In diesem Fall handelte es sich um eine primäre infratentorielle Schädigung, die für den Irreversibilitätsnachweis obligat eine geeignete Zusatzuntersuchung erforderlich macht.

Abstract

Background Worldwide there are differences in the procedure of determining brain death. An irreversible loss of all brain functions, including cerebrum, cerebellum and brainstem is mandatory for the diagnosis of brain death in Germany. On the basis of a case report some important aspects of the new recommendations of the German guidelines are discussed.

Case report We present the case of a 41-year old patient who was admitted to our clinic due to acute subarachnoid hemorrhage (SAH). Angiography revealed an aneurysm of the posterior inferior cerebellar artery. The patient was comatose without any brainstem reflexes and showed apnoea. However, on day 3, EEG showed alpha activity as a sign of residual cortical function. We diagnosed an isolated brainstem death. The next day EEG was isoelectric and brain death was confirmed.

Discussion The diagnosis of isolated brainstem death does not allow a confirmation of death in Germany. Our case presents a primary infratentorial brain damage mandating additional confirmatory tests.