retten! 2016; 5(01): 52-60
DOI: 10.1055/s-0041-107263
Fachwissen
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Ungefährlich – oder nicht? – Vaginale Blutungen

Rico Kuhnke
,
Stefan Braun
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Publication History

Publication Date:
09 March 2016 (online)

Abstract:

Der Einsatzgrund „vaginale Blutung“ ist in der Präklinik selten. Am häufigsten tritt das Symptom im Rahmen von schwangerschaftsbedingten Notfällen oder der Geburt auf. Wird der Rettungsdienst aber zu gynäkologischen Blutungen außerhalb der Schwangerschaft gerufen, ergeben sich viele Fragen. Dieser Beitrag gibt Ihnen eine Übersicht, wann vaginaleBlutungen auftreten und wie Sie im Rettungsdienst damit umgehen.

Kernaussagen

  • Vaginale Blutungen sind „in der Regel“ ungefährlich, im Zusammenhang mit der Schwangerschaft und im Zuge der Geburt sind sie häufig Anzeichen für ein lebensbedrohliches Ereignis.

  • Der Einfachheit halber unterscheidet man Blutungen, die im Verlauf von Schwangerschaft und Geburt, im Rahmen der Menstruation und nach Verletzungen auftreten.

  • Bei Frauen im gebärfähigen Alter muss man immer nach einer bestehenden oder möglichen Schwangerschaft fragen.

  • Blutungen während der Schwangerschaft haben ihre Ursache meist in einer extrauterinen Gravidität, Fehl- bzw. Frühgeburt oder Placenta praevia.

  • Blutungen im Verlauf einer Geburt können physiologisch durch den Abgang von blutigem Schleim zu Beginn der Austreibungsphase auftreten, aber auch durch Verletzungen des Damms oder der Gebärmutter.

  • Lebensbedrohliche Blutungen im Anschluss an die Nachgeburtsphase entstehen, wenn sich der Uterus ungenügend kontrahiert und Blutgefäße sich nicht oder unvollständig zusammenziehen.

  • Denken Sie bei unklaren Schmerzen im Abdomen auch immer an Beschwerden im Zusammenhang mit der Menstruation.

  • Verletzungen im Vaginalbereich können Folge eines Unfalls, einer Verletzung durch einen eingeführten Fremdkörper oder eines kriminellen Delikts sein.

  • Insbesondere bei der Anamneseerhebung muss der Rettungsdienst sensibel und einfühlsam vorgehen. Die Patientinnen verbinden das Ereignis – unbegründet – häufig mit Scham, Schuld oder Furcht vor Verspottung.

  • Bei Gesprächen mit den Patientinnen ist der Eindruck von Taktlosigkeit oder Neugier zu vermeiden. Die Fragen sind hinsichtlich ihrer Zielsetzung zu erklären.