intensiv 2015; 23(05): 286-287
DOI: 10.1055/s-0041-105617
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Georg Thieme Verlag KG Stuttgart · New York

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Publication Date:
04 September 2015 (online)

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Sabine Blaschke, Felix Walcher: SOP Handbuch Interdisziplinäre Notaufnahme.

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(Foto: Medizinisch Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft)

Das Handbuch ist eine symptombezogene Zusammenfassung von Leitlinien der betreffenden Fachgesellschaften mit einem interdisziplinären Ansatz. Damit ist dieses Buch bestens geeignet, Anregung und Vorlage für die Erstellung von Standard Operating Procedures (SOPs) durch die Praxisorganisatoren der eigenen Notaufnahme zu sein. Unabhängig davon, ob es sich dabei um eine fachspezifische oder eine interdisziplinäre Abteilung der klinischen Notfallversorgung handelt.

Die gewählte Gliederung des Buches in

  1. Leitsymptome,

  2. mögliche Differentialdiagnosen,

  3. notwendige Diagnostikschritte,

  4. ggf. anzufordernde Konsile anderer Fachabteilungen,

  5. leitlinienkonforme Therapieempfehlungen,

  6. weitere Empfehlungen

sorgt für eine klare Verständlichkeit der beschriebenen Abläufe und damit auch für eine hohe Adaptierbarkeit in den eigenen Arbeitsbereich mit den dafür notwendigen lokalen Anpassungen. Da die hauseigenen Abkürzungen des Herausgebers verwendet wurden (inklusive der wiederholt vorkommenden Doppelnutzungen wie z. B. dem/des HWI), ist es umso erfreulicher, dass das Glossar in den verwendeten Abkürzungen vollständig ist.

Gängige Abläufe (z. B. das ATLS®) und nachgelagerte Einheiten der ZNA, wie eine CPU und eine Stroke Unit, finden ihre Abbildung in den praxisnah beschriebenen Prozessen. Dies gilt ebenfalls für gültige Scoringsysteme wie zum Beispiel die Glasgow Coma Scale. Der Fehler, psychiatrische Notfälle zu separieren, wird erfreulicherweise nicht begangen.

Das Buch ist eine empfehlenswerte Veröffentlichung, um sich in das Thema SOP einzuarbeiten sowie die spezifische Umsetzung an der interdisziplinären Notaufnahme der Universität Göttingen kennenzulernen. Es ist eine praktikable Vorlage zur Erstellung eigener SOPs mit der Möglichkeit zu entsprechender Adaption an die lokalen Erfordernisse. Da die Praxisorganisation in Notaufnahmen mehrheitlich durch Mitarbeiter des Pflegedienstes erfolgt, ist auch hier ein umfangreiches Strukturwissen zu Themen der ZNA und zur Erstellung von SOPs vorhanden. Insofern ist es verwunderlich, dass unter den Autoren des Buches, soweit ersichtlich, keine Pflegekräfte zu finden waren.

Aus meiner Sicht ist es unerlässlich, die Freigabe und regelmäßige Überprüfung der einzelnen SOPs durch die jeweils führende Fachabteilung einzufordern. Damit wird das Ziel verfolgt, die einzelne SOP immer nach den aktuellsten Hinweisen aus den Leitlinien zu formulieren. Deshalb unterstütze ich ausdrücklich den entsprechenden Hinweis im Vorwort der vorliegenden Ausgabe von 2015.

Die aufgeführten Leitsymptome können als Nahtstelle für dem Prozess vorgelagerte Triagesysteme genutzt werden. Dadurch kann eine strukturierte Ersteinschätzung der Behandlungsdringlichkeit der Ausgangspunkt für die jeweilige SOP sein. Die erstellte Sammlung von SOPs war sicher ein aufwendiges Projekt.

Blaschke S, Walcher F. SOP Handbuch Interdisziplinäre Notaufnahme. 523 S., 23 s/w-Abb., 19 Tab. Berlin: Medizinisch Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft; 2015. ISBN: 978–3-941468–31-3, 69,95 Euro.

Peter Niebuhr, Hamburg