Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2016; 51(03): 196-207
DOI: 10.1055/s-0041-103639
Fachwissen
Intensivmedizin: Topthema
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Reanimation – Die kardiopulmonale Reanimation von Kindern (Paediatric Life Support)

Resuscitation – cardiopulmonary resuscitation in infants and children (paediatric life support)
Christoph Eich
,
Bernd Landsleitner
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Publikationsdatum:
29. März 2016 (online)

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Zusammenfassung

Schwerwiegende Kindernotfälle und insbesondere der kindliche Atem-Kreislauf-Stillstand sind relativ selten, doch besonders zeitkritisch. Im Vergleich zu Erwachsenen stehen bei Kindern hypoxisch bedingte Kreislaufstillstände aufgrund respiratorischer Störungen mit konsekutiver pulsloser elektrischer Aktivität oder Asystolie im Vordergrund. Die aktuellen Leitlinien 2015 des European Resuscitation Council (ERC) zu den lebensrettenden Maßnahmen bei Kindern (Paediatric Life Support, PLS) berücksichtigen einerseits die limitierte wissenschaftliche Evidenz und andererseits die Aspekte der Praktikabilität - bei geringer Routine der meisten Anwender und großen nationalen und lokalen Strukturunterschieden. Besonderes Augenmerk wurde dabei u.a. auf das frühzeitige Erkennen und die effektive Behandlung des kritisch kranken oder verletzten Kindes gelegt, also auf die Vermeidung des Atem-Kreislauf-Stillstands, sowie auf den frühzeitigen Beginn von Ersthelfermaßnahmen. Bei den Algorithmen hat es im Vergleich zu 2010 keine grundlegenden Änderungen gegeben. Die Sequenz ABC (Atemwege, Beatmung, Circulation) wurde beibehalten.

Abstract

In children, severe emergencies and cardiorespiratory arrests in particular are relatively rare but time-critical events. As compared to adults, hypoxic arrests caused by respiratory disorders that may subsequently result in pulseless electrical activity or asystole are more prevalent. The current Paediatric Life Support (PLS) Guidelines 2015 of the European Resuscitation Council (ERC) acknowledge both limited scientific evidence and aspects of practicability. They also take into account the rather limitedpaediatric routine that most providers have as well as national and local infrastructural differences. Particular emphasis was put on early recognition and treatment of a critically ill or injured child, hence the prevention of cardiorespiratory arrest and the early start of lay rescuer interventions. There have been no major changes in the 2010 algorithms, including retention of the ABC sequence (airway, breathing, circulation).

Kernaussagen

  • Die Reanimation bei Kindern und Säuglingen ist ein seltenes Ereignis. Die primäre Versorgung erfolgt dabei überwiegend durch Nicht-Spezialisten.

  • Der plötzliche Kollaps aufgrund eines kardialen Ereignisses ist bei Kindern selten. In der Regel führt eine über einen längeren Zeitraum bestehende, respiratorische und / oder zirkulatorische Störung zu kardiopulmonaler Dekompensation und schließlich zum hypoxisch bedingten Atem-Kreislauf-Stillstand.

  • Das frühzeitige Erkennen und die effektive Notfalltherapie des kritisch kranken oder verletzten Kindes hat oberste Priorität. Dadurch kann der Atem-Kreislauf-Stillstand oft verhindert werden.

  • Bei eingetretenem Atem-Kreislauf-Stillstand kommt es v. a. auf die sofortige und hochqualitative Anwendung von Beatmung und Thoraxkompressionen an.

  • Die Empfehlungen des European Resuscitation Council (ERC) zu den Basismaßnahmen bei Kindern mit der Sequenz „ABC“ und dem Verhältnis von Thoraxkompressionen und Beatmungen von 15 : 2 blieben unverändert.

  • Im Zweifelsfall und um Verzögerungen zu vermeiden können Einzel- und Kinder-unerfahrene Helfer Kinder nach dem Erwachsenenalgorithmus reanimieren (Beginn mit Thoraxkompressionen, Verhältnis 30 : 2).

  • Die Empfehlungen des ERC zu den erweiterten lebensrettenden Maßnahmen (ALS) bei Kindern blieben ebenfalls weitestgehend unverändert.

Ergänzendes Material