Anästhesiol Intensivmed Notfallmed Schmerzther 2015; 50(07/08): 462-469
DOI: 10.1055/s-0041-102249
Fachwissen
Notfallmedizin
© Georg Thieme Verlag Stuttgart · New York

Update Ertrinkungsunfall – Präklinische und klinische Therapiestrategien

Drowning – An update on prehospital and intrahospital treatment strategies
Mike Sebastian Strunden
,
Sascha Tank
,
Thoralf Kerner
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Publication Date:
31 July 2015 (online)

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Zusammenfassung

Weltweit ertrinken jährlich etwa 500000 Menschen. Ertrinkungsunfälle betreffen dabei Personen jeden Alters und stellen bei Jungen im Alter zwischen 5 und 14 Jahren die häufigste Todesursache dar. In Deutschland dagegen ertrinken v. a. ältere Menschen. Entsprechend der Vielzahl möglicher Unfallumgebungen, vom Badeunfall im Binnensee bis zum Schiffbruch auf Hoher See, unterscheiden sich die Szenarien, denen sich professionelle Helfer stellen müssen. Dieser Artikel beschreibt die Pathophysiologie des Ertrinkens, bietet eine Übersicht über die präklinische Erstversorgung von Ertrinkungsunfallopfern, stellt die klinische Triage der Patienten dar und erörtert deren Weiterbehandlung.

Abstract

500000 people die from unintentional drowning each year worldwide. Drowning accidents occur to humans of every age, while fatal drowning is the leading cause of death among boys 5 to 14 years of age. In Germany, however, most drowning victims are elderly people. Considering the multitude of accident settings, ranging from bathing accidents in lakes to shipwrecks at sea, professional first responders need to adapt to various scenarios. This article summarizes the pathophysiology of drowning, particular features of prehospital life support and current knowledge on the further therapy of victims of near fatal drowning accidents.

Kernaussagen

  • Eine Unterscheidung zwischen Süßwasser- und Salzwasser-Ertrinken hat keine Relevanz für die medizinische Versorgung und ist daher nicht sinnvoll.

  • Akute Erkrankungen, die zum Ertrinkungsunfall geführt haben könnten, müssen rasch identifiziert und leitliniengerecht behandelt werden.

  • Begleitverletzungen, insbesondere der Wirbelsäule, treten nur selten auf und sollten nicht zu einer zeitlichen Verzögerung bei der Rettung aus dem Wasser führen. Dennoch muss aktiv nach Begleitverletzungen gesucht werden.

  • Pathophysiologisch führend ist die Hypoxie. Diese muss vom Rettungsdienst umgehend nach geltenden Standards behandelt werden.

  • Die innerklinische Therapie erfolgt nach dem Schweregrad der Erkrankung. Intensivmedizinisch orientiert sich die Therapie an den für ARDS-Patienten geltenden Leitlinien.

  • Bei fehlenden sicheren Todeszeichen sind bei einem hypothermen Patienten stets Reanimationsmaßnahmen einzuleiten. Diese sollten bis zum Wiedererreichen der Normothermie in der Klinik fortgeführt werden.

Ergänzendes Material