Osteologie 2021; 30(01): 76
DOI: 10.1055/s-0040-1722147
2. Abstracts

Vergleich von spongiöser Knochendichte mit dem Auftreten von Insuffizienzfrakturen im zervikalen, thorakalen, lumbalen und sakralen Wirbelsäulenbereich – Eine in-vitro-Studie

CM Kullen
1   Westküstenklinikum Heide, Akademisches Lehrkrankenhaus der Universitäten Kiel, Lübeck und Hamburg, Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie/Neuroradiologie, Heide
,
G Schröder
2   Klinikum Südstadt Rostock, Akademisches Lehrkrankenhaus der Universität Rostock, Klinik für Innere Medizin IV, Rostock
,
JR Andresen
3   Medizinische Fakultät, Sigmund-Freud-Privatuniversität, Wien
,
M Schulze
4   Universitätsmedizin Rostock, Institut für Anatomie, Rostock
,
H-C Schober
2   Klinikum Südstadt Rostock, Akademisches Lehrkrankenhaus der Universität Rostock, Klinik für Innere Medizin IV, Rostock
,
R Andresen
1   Westküstenklinikum Heide, Akademisches Lehrkrankenhaus der Universitäten Kiel, Lübeck und Hamburg, Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie/Neuroradiologie, Heide
› Author Affiliations
 

Einleitung Das Risiko für osteoporotische Insuffizienzfrakturen am Achsenskelett steigt mit zunehmender Abnahme der Knochendichte, wobei sich thorakal und thorakolumbal eine Häufung findet. Um die unterschiedliche Verteilung von Insuffizienzfrakturen entlang der Wirbelsäule besser zu verstehen, wurden morphologische und osteodensitometrische Untersuchungen mittels CT in den verschiedenen Wirbelsäulenabschnitten durchgeführt

Methode Von 30 Körperspendern wurden die gesamten Wirbelsäulen zur Simulation eines homogenen, anatomisch analogen Körperumfangs, möglichst luftfrei, in ein Plexiglas-Wasser-Phantom (KG-Rohr aus Hart-Polyvinylchlorid/PVC-U) fixiert. Danach wurde ein hochauflösendes Spiral-CT (GE Revolution EVO/64 Zeilen CT/laterales Scanogramm, axiale Schichtdicke < 1 mm, sowie axiale und sagittale Reformation mit einer Schichtdicke von 2 mm) durchgeführt. In den sagittal reformierten Schnittbildern erfolgte die Detektion und Gradeinteilung von Wirbelkörperdeformitäten durch zwei unabhängige Radiologen. Es wurden Wirbelsäulen mit Metastasen, einer diffusen idiopathischen Skeletthyperostosis oder ausgeprägten Skoliose von der weiteren Untersuchung ausgeschlossen, so dass 26 von 30 Wirbelsäulen (Durchschnittsalter 81,2 ± 8,1 Jahre) weiter ausgewertet wurden. Zur Visualisierung der gesamten Wirbelsäulenanatomie erfolgte eine 3D-Volumendarstellung an einer externen Workstation (GE AW-Server® Version 2.0. Vermessung der Wirbelsäulen in GE Centricity RIS-i® Version 5.0). Eine Knochenmineralgehaltsbestimmung erfolgte mittels QCT (GE Revolution EVO/64 Zeilen CT, Mindways Software 3D Volumetric QCT Spine). Die Bestimmung des spongiösen Knochenmineralgehalts erfolgte im Volumenblock in Höhe von LWK 1, LWK 2 und LWK 3. Der KMG-Mittelwert (mg/ml), wurde zur Abschätzung einer Osteoporose herangezogen. Es erfolgte eine zusätzliche Messung der CT-morphologischen Spongiosadichte in Hounsfield-Einheiten (HU-Werte) der einzelnen Wirbelköper von HWK 3 bis SWK1 (insgesamt 598 Wirbelkörper), jeweils durch eine im mitvertebralen spongiösen Raum manuell positionierte ROI.

Ergebnisse Bei allen Wirbelsäulen lag eine Osteoporose vor. Bei einem Knochenmineralgehalt unterhalb von 60 mg/ml fanden sich signifikant vermehrte Sinterungsfrakturen im thorakalen und thorakolumbalen Bereich. Frakturen im HWS-Bereich fanden sich insgesamt nicht. Die Spongiosadichte war signifikant (p < 0,001) höher in den zervikalen (183,3 HU im Mittel) als in den thorakalen (94,2 HU im Mittel), lumbalen (64,1 HU im Mittel) und sakralen (59,4 HU im Mittel) Wirbelkörpern aller untersuchten Wirbelsäulen.

Diskussion Ein Knochenmineralgehaltsverlust der Wirbelkörperspongiosa führt zu einem erhöhten Frakturrisiko, welches sich auch bei unseren Wirbelsäulen findet. Jedoch wird im zervikalen Bereich ein scheinbarer Schwellenwert für das Auftreten von Sinterungsfrakturen nicht unterschritten.

Keywords Osteoporose, Insuffizienzfraktur, spongiöse Knochendichte, Knochenmineralgehalt

Korrespondenzadresse Claus Maximilian Kullen, Westküstenklinikum Heide, Akademisches Lehrkrankenhaus der Universitäten Kiel, Lübeck und Hamburg, Institut für Diagnostische und Interventionelle Radiologie/Neuroradiologie, Esmarchstraße 50, 25746 Heide, Deutschland

E-Mail ckullen@wkk-hei.de



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Article published online:
05 March 2021

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