Osteologie 2021; 30(01): 69-70
DOI: 10.1055/s-0040-1722134
2. Abstracts

Muskuloskelettale Manifestation des Tricho-Rhino-Phalangealen Syndroms bei Erwachsenen

M Giehl
1   Orthopädische Klinik König Ludwig Haus, Klinische Studieneinheit Osteologie, Julius-Maximilian-Universität Würzburg, Würzburg
,
F Genest
1   Orthopädische Klinik König Ludwig Haus, Klinische Studieneinheit Osteologie, Julius-Maximilian-Universität Würzburg, Würzburg
,
C Wander
1   Orthopädische Klinik König Ludwig Haus, Klinische Studieneinheit Osteologie, Julius-Maximilian-Universität Würzburg, Würzburg
,
U Hellwich
1   Orthopädische Klinik König Ludwig Haus, Klinische Studieneinheit Osteologie, Julius-Maximilian-Universität Würzburg, Würzburg
,
L Seefried
1   Orthopädische Klinik König Ludwig Haus, Klinische Studieneinheit Osteologie, Julius-Maximilian-Universität Würzburg, Würzburg
› Author Affiliations
 

Einleitung Das Tricho-Rhino-Phalangeale Syndrom (TRPS) ist eine autosomal dominant vererbte Erkrankung durch pathogene Veränderungen im TRPS-Gen (Chromosom 8), charakterisiert durch ektodermale Auffälligkeiten wie spärliches, langsam wachsendes Kopfhaar, eine knollige Nase sowie eine Brachydaktylie. Patienten mit TRPS Typ II weisen aufgrund einer Deletion von TRPS1 mit RAD21 und EXT1 zusätzlich kartilaginäre Exostosen sowie kognitive Defizite auf. Die vorgestellte Arbeit untersucht die Relevanz von Veränderungen im TRPS-Gen auf die muskuloskelettale Gesundheit von Erwachsenen.

Methode Retro- und prospektive Evaluation der skelettalen Gesundheit von Patienten mit genetischen Veränderungen im TRPS-Gen anhand einer systematischen Auswertung der Krankenakte sowie einer gezielten osteologischen Untersuchung. Einbezogen wurden das klinische Beschwerdebild, das röntgenmorphologische und osteodensitometrische Ausmaß der Erkrankungsmanifestation, die muskuloskelettale Leistungsfähigkeit sowie die laborchemischen Knochenumbaumarker.

Ergebnisse Untersucht wurden 15 Patienten mit genetisch bestätigtem TRPS. Neben den pathognomonischen Veränderungen von Haaren, Nase und Fingern waren die am häufigsten berichteten klinischen Symptome Bewegungseinschränkungen, Gelenkschmerzen und Minderwuchs mit einer Durchschnittsgröße von 152cm. Dabei benötigten 9 der 15 Patienten eine regelmäßige orale Analgesie. Die Zeit von den ersten Symptomen bis zur Diagnosestellung betrug im Schnitt 8,2 Jahre. Alle Teilnehmer zeigten alltagsrelevante Einschränkungen im Vergleich zur Normalbevölkerung mit einer durchschnittlichen Gehstrecke von 467m im 6MWT und einer durchschnittlichen Handkraft von 20kg. Entsprechend waren 10 Patienten als schwerbehindert eingestuft und 6 Patienten wiesen einen Pflegegrad auf. Radiologisch bestand bei 6 Patienten eine Coxa plana, 13 hatten eine röntgenologisch gesicherte Brachydaktylie und bei 2 fanden sich kongenitale Radiusköpfchenluxationen. Frakturen waren bei 5 Probanden aufgetreten. Die Knochendichtewerte lagen an der Wirbelsäule im Durchschnitt bei einem T-Score von -2,11 (Range= -3,4 bis 0,3), an der Hüfte bei einem T- Score von -1,75 (rechts) und -1,9 (links) (Range=-3,8 bis -0,4). Laborchemisch hatten 4 eine erhöhte AP. Die Werte für Osteocalcin waren bei 4 Patienten erniedrigt, einmal erhöht.

Diskussion Das TRPS ist eine seltene autosomal dominante Erkrankung mit relevanter Auswirkung auf die den Bewegungsapparat. Funktionelle Einschränkungen jenseits der bekannten Skelettdysplasie, insbesondere Knochen- und Gelenkbeschwerden bedingen alltagsrelevante Einschränkungen. Vor dem Hintergrund verfügbarer Daten zur Relevanz des TRPS Genprodukts für die PTH vermittelte Signaltransduktion, die Östrogen-Rezeptor Bindung sowie beschriebene Effekte auf die Expression von u.a. PHEX und die ALPL verdient dieser Mechanismus weitere Aufmerksamkeit im osteologischen Kontext.

Keywords Tricho-Rhino-Phalangeales-Syndrom, Muskuloskelettale Manifestation, TRPS-Gen,Knochendichte, autosomal-dominant, ektodermale Auffälligkeiten, Exostosen, kognitive Defizite

Korrespondenzadresse Moritz Giehl, Orthopädische Klinik König Ludwig Haus, Klinische Studieneinheit Osteologie, Julius-Maximilian-Universität Würzburg, Stephanstraße, 11A, 97070 Würzburg, Deutschland

E-Mail mo.giehl@freenet.de



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Article published online:
05 March 2021

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