Osteologie 2021; 30(01): 64-65
DOI: 10.1055/s-0040-1722126
2. Abstracts

Eine neue Mutation (c.977_984dupGTGTGCAG) im LRP5-Gen als Ursache für schwere Osteoporose bei Erwachsenen

U Lempert
1   Praxis für Endokrinologie, Studienambulanz, Bad Reichenhall
,
W Höppner
2   Labor Dr. Heidrich & Kollegen, Fachbereich Molekulargenetik, Hamburg
,
D Hartard
3   Centrum für Diagnostik und Gesundheit, Studienambulanz, München
,
S Scharla
1   Praxis für Endokrinologie, Studienambulanz, Bad Reichenhall
› Author Affiliations
 

Einleitung Die postmenopausale, altersassoziierte Osteoporose ist die häufigste metabolische Osteopathie. Neben den wohldefinierten sekundären Osteoporoseformen (z.B. glukokortikoid-induzierte Osteoporose) finden sich bei einigen Osteoporosepatienten keine Ursachen (ideopathische Osteoporose). Mit der besseren Verfügbarkeit der molekulargenetischen Diagnostik auch in der klinischen Routine können aber bei immer mehr Patienten genetische Ursachen erkannt werden, was für die Behandlung von Bedeutung sein kann. Im Folgenden berichten wir über eine Patientin mit schwerer Osteoporose und unbefriedigenden Therapieversuchen, bei der wir eine neue Mutation fanden.

Methode Kasuistik: Bei der Patientin wurde erstmals im Alter von 27 Jahren die Osteoporose diagnostiziert. Umfangreiche diagnostische Untersuchungen konnten keine Ursache finden. Im Krankheitsverlauf erlitt sie Frakturen an der Wirbelsäule, am Becken und an den Rippen. Weitere Erkrankungen umfassten Arthrose, HWS-Syndrom, Tinnitus und Restless leg syndrom. Im Verlauf wurde sie mit Fluorid, Calcitonin, Bisphosphonaten, Teriparatid, Tibolon und Strontiumranelat behandelt. Im Jahr 2017 stellte sie sich erstmals in unserer Ambulanz vor. In der Therapiepause war der Knochenabbaumarker NTX erhöht. In der Knochendichtemessung betrug der niedrigste T-Wert -4,6. Seit 2017 wird die P. mit Denosumab behandelt und der Knochenabbaumarker NTX sank ab. Es wurde wegen des Schweregrades der Osteoporose eine Gen-Panel-Diagnostik durchgeführt.

Ergebnisse Molekulargenetische Diagnostik: In der Gen-Panel Analyse im Hinblick auf Knochenerkrankungen fand sich im Gen für das LDL-receptor related protein 5 (LRP5-Gen) eine heterozygote Mutation: c.977_984dupGTGTGCAG (p.Leu329Valfs*58). Diese Mutation wurde bisher in den Datenbanken nicht beschrieben. Die Mutation führt in der LRP5-Biosynthese zum vorzeitigen Kettenabbruch. Vergleichbare Mutationen in dieser Genregion sind mit dem Osteoporosis-Pseudoglioma–Syndrom assoziiert.

Diskussion Bei schwergradigen, ideopathischen Osteoporoseformen kann eine genetische Diagnostik zur Ursachenklärung beitragen. Dies hat im Hinblick auf die Familienberatung, aber auch auf mögliche therapeutische Interventionen eine klinische Bedeutung.

Keywords Osteoporose, Genetik, LRP5-Gen

Korrespondenzadresse Uta Lempert, Praxis für Endokrinologie, Studienambulanz, Salinenstraße 8, 83435 Bad Reichenhall, Deutschland

E-Mail UtaLempert-Scharla@t-online.de



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Article published online:
05 March 2021

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