Osteologie 2021; 30(01): 63
DOI: 10.1055/s-0040-1722123
2. Abstracts

Reduktion muskuloskeletaler Größen nach abrupter Beendigung eines intensiven Krafttrainings bei älteren Männern mit einer Osteosarkopenie. Follow-up der randomisierten kontrollierten FrOST-Studie

W Kemmler
1   Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg, Institut für Medizinische Physik und Gewebetechnik, Osteoporose-Forschungszentrum, Erlangen
,
S von Stengel
1   Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg, Institut für Medizinische Physik und Gewebetechnik, Osteoporose-Forschungszentrum, Erlangen
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Einleitung Die vollständige oder temporäre Einstellung eines gezielten Trainingsprograms ist leider eine häufige Situation im Bewegungsverhalten älterer Menschen. Mehrere Untersuchungen berichten bereits nach 3-6-monatigem „Detraining“, (also der Aufgabe des Trainingsprograms ohne weitere körperliche Inaktivität), von Reduktionen muskuloskeletaler Größen in den Bereich der Ausgangswerte - allerdings nach überwiegend kurzzeitigen Interventionsdauern. Ziel der vorliegenden Studie war es, die entsprechenden Auswirkungen eines 6-monatigen „Detrainings“ nach vorherigem 18-monatigen, hochintensivem Krafttraining (HIT-RT) zu evaluieren.

Methode Selbstständig lebende Männer 72 Jahre und älter mit Osteosarkopenie (n = 43) wurden randomisiert einer 18-monatigen HIT-RT (TG: n = 21) oder einer nicht trainierenden Kontrollgruppe (KG, n = 22) zugeteilt. Nach der Intervention beendeten die Teilnehmer der EG die Intervention für 6 Monate, führten aber ihre habituelle körperliche Aktivität unverändert durch. Studienendpunkte waren die fettfreie Masse (LBM), die Knochendichte (BMD) an der Lendenwirbelsäule (LS) und der Hüfte (TH), die maximale Hüft-/Beinstreckkraft, die Handkraft und die habituelle Gehgeschwindigkeit. Wir führten eine Intention-to-treat-Analyse mit multipler Imputation durch.

Ergebnisse Nach 18-monatigem HIT-RT konnten mit Ausnahme der habituellen Gehgeschwindigkeit jeweils signifikante Trainingseffekte (TG vs. KG) für LBM, BMD-LS, BMD-TH, maximale Hüft-/Beinstreckkraft und Handkraft erfasst werden. Nach 6-monatigem Detraining waren die Reduktionen der TG im Vergleich zur KG deutlich ausgeprägter, wobei dieser Effekt nur für LBM sowie die Kraft der Hüft-/Beinstrecker (p = .002 und p = .013), nicht aber für LS-BMD (p = .068), TH-BMD (p = .069), Handkraft (p = .066) oder Gehgeschwindigkeit (p = .067) signifikant war. Nach 24 Monaten Beobachtungsdauer wurden lediglich noch Gesamteffekte (TG vs. KG) für LBM (p<.001) und maximale Hüft-/Beinstreckkraft (p<.001) beobachtet.

Diskussion Ein 6-monatiges Detraining zeigt hochrelevante, negative Effekte auf muskuloskeletale und funktionelle Größen in einem Kollektiv älterer Männer mit Osteosarkopenie. Im Gegensatz zu Trainingsprogrammen von geringer Dauer zeigt die vorliegende Untersuchung aber nach Ende des Detrainingszeitraum noch grundsätzlich positive Effekte („Anpassungs-festigkeit“). Die Daten implizieren, dass im Spannungsgeld präventiver und rehabilitativer Trainingsprogramme für den älteren Menschen, weitgehend kontinuierliche und nicht intermittierende Übungsprogramme implementiert werden sollten.

Keywords Training, Detraining, Osteosarkopenie

Korrespondenzadresse Wolfgang Kemmler, Friedrich-Alexander Universität Erlangen-Nürnberg, Institut für Medizinische Physik und Gewebetechnik, Osteoporose-Forschungszentrum, Henkestrasse 91, 91052 Erlangen, Deutschland

E-Mail wolfgang.kemmler@imp.uni-erlangen.de



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Article published online:
05 March 2021

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