Hamostaseologie 2020; 40(S 01): S33-S52
DOI: 10.1055/s-0040-1721577
VI. Orthopädie

Randomisiert-kontrollierte Cross-Over Studie zur Effektivität der manuellen Lymphdrainage bei Patienten mit schwerer Hämophilie

J. Dayo
1   Med. Klinik 2/Institut für Transfusionsmedizin, Hämostaseolgie/Hämophiliezentrum am Universitätsklinikum Frankfurt a.M.
,
S. Roth
1   Med. Klinik 2/Institut für Transfusionsmedizin, Hämostaseolgie/Hämophiliezentrum am Universitätsklinikum Frankfurt a.M.
,
L. Kopf
2   Schule für Physiotherapie Friedrichsheim Frankfurt a.M.
,
M. Zerlik
2   Schule für Physiotherapie Friedrichsheim Frankfurt a.M.
,
N. Gerlach
2   Schule für Physiotherapie Friedrichsheim Frankfurt a.M.
,
S. Baumann
2   Schule für Physiotherapie Friedrichsheim Frankfurt a.M.
,
H. Grübel
2   Schule für Physiotherapie Friedrichsheim Frankfurt a.M.
,
K. Desch
2   Schule für Physiotherapie Friedrichsheim Frankfurt a.M.
,
W. Miesbach
1   Med. Klinik 2/Institut für Transfusionsmedizin, Hämostaseolgie/Hämophiliezentrum am Universitätsklinikum Frankfurt a.M.
› Author Affiliations
 

Einleitung Die Manuelle Lymphdrainage (MLD), eine Hautverschiebetechnik der Physiotherapie, wird gezielt bei geschwollenen Körperabschnitten eingesetzt. Neben dem Effekt der regionalen Abschwellung durch die angeregte Lymphangiomotorik wird der Abtransport von interstitiellen Entzündungsmediatoren wirkungsvoll beeinflusst und kann somit den Verlauf einer hämophilen Arthropathie verbessern.

Methoden Es wurden 14 Patienten mit schwerer Hämophilie A oder Hämophilie B (medianes Alter: 34,5 Jahre von 18 J.-bis 66 J.) unter prophylaktischer Substitution eines Faktorenpräparats randomisiert in einem Cross-Over-Verfahren in zwei Gruppen eingeteilt. Periode 1 der ersten Gruppe beinhaltete 8 Wochen MLD mit anschließender Wash-Out-Phase (4 Wochen) und nachfolgender Periode 2, ohne Therapie.

Die zweite Patientengruppe wurde in umgekehrter Reihenfolge der Perioden behandelt. Die Untersuchungsparameter „Schmerz“ [VAS und Schmerzfragebogen Hämophilie], „Beweglichkeit des Zielgelenks“ [ROM] und der Haemophilia Joint Health Score [HJHS] wurden zeitlich an vier Messpunkten, jeweils vor und nach den Perioden untersucht.

Ergebnisse Der Parameter „Schmerz“ erbrachte die größte Signifikanz (p= 0,0011), 64,3 % der Patienten gaben eine leichte bis deutliche Schmerzreduktion an, während 21,4 % keinen Einfluss der MLD auf das Schmerzempfinden spürten (14,3% keine Angabe). Im HJHS erreichten die Patienten im Median 2,8 Punkte weniger (p= 0,3827), insbesondere im Item „Gelenkschmerzen“ zeigte sich eine positive Veränderung (minus 1-2 Itempunkte bei n=7) nach der Behandlungsperiode. Bezüglich der Beweglichkeit gab es je nach Gelenk unterschiedliche Ergebnisse: Eine Änderung der Beweglichkeit der Extension/ Flexion konnte mit p= 0,3025/p= 0,1082 gemessen werden. Dabei ist anzumerken, dass eine ROM-Änderung ab 5° in einem Zielgelenk klinisch relevant ist, dies war bei 21,4% der Patienten nach der Behandlungsperiode der Fall.

Schlussfolgerung Die Manuelle Lymphdrainage hat einen signifikanten Einfluss auf das Schmerzempfinden des Patienten. Die verbesserte Schmerzsituation spiegelt sich im erniedrigten HJHS wider. Eine Verbesserung der Beweglichkeit in einem betroffenen Gelenk konnte bei 21,4 % der Patienten gezeigt werden. Somit ist die MLD eine effektive schmerzlindernde Therapie, welche den physiotherapeutischen Maßnahmenkatalog bei Patienten mit Hämophilie sinnvoll ergänzen kann.



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Article published online:
13 November 2020

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