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DOI: 10.1055/s-0040-1718356
fulminanter peripartaler Temperaturanstieg
Hintergrund Die peripartale Kardiomyopathie ist definiert als Herzinsuffizienz mit einer LVEF von < 50% im zeitlichen Zusammenhang von einem Monat peripartal. Die Inzidenz in Deutschland ist mit 1:1500 gering verglichen mit z. B. afrikanischen Ländern.1
Die deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin beschreibt die maligne Hyperthermie als pharmakogenetische Erkrankung der Skelettmuskulatur, bedingt durch einen Defekt der intramuskulären Calcium-Regulation. Diese wird durch die Gabe volatiler Anästhetika und dem Muskelrelaxans Succinylcholin ausgelöst.2
Fallbeschreibung Die 39jährige gesunde G1P1 entbindet bei 37 + 6 SSW zunächst komplikationslos.
Postpartal kommt es zu einer Atonie. Diese wird durch Fundusdruck, Misoprosol, Oxytocin und Erythrozytenkonzentratgabe kontrolliert. Klinisch und laborchemisch zeigt sich eine metabolische Azidose.
Bei fulminantem Temperaturanstieg auf 41,9 °C liegt in der Gesamtkonstellation eine lebensbedrohliche Situation vor ohne eine klare Ursache der Symptomatik eruieren zu können. Die weitere Dynamik ist zu diesem Zeitpunkt absolut ungewiss und der Verlauf ohne klaren Fokus nicht absehbar.
Bei katecholaminpflichtiger Kreislaufinsuffizienz wird die Patientin auf die Intensivstation verlegt.
Hier ergeben sich ein Temperaturrückgang und eine Kreislaufstabilisierung.
Eine spontan einsetzende Bradykardie mit neu aufgetretenem AV-Block Typ Wenckebach ist nach Elektrolytsubstitution rückläufig.
Die Kardio MRT zeigt den Verdacht auf eine peripartale Kardiomyopathie.
Differentialdiagnostisch kommen infektiologische, neurologische, endokrinologische oder allergische Geschehen in Frage, die jedoch ausgeschlossen werden. Der Temperaturanstieg aufgrund einer initial vermuteten malignen Hyperthermie ist ohne entsprechende Trigger unwahrscheinlich.
Die Patientin wird am 17. postpartalen Tag entlassen.
Diskussion In dem vorliegenden Fall scheint das komplexe Geschehen durch die Summe mehrerer Einzelfaktoren begründet.
Das klinische Bild einer Kardiomyopathie ist variabel, sodass ein optimales peripartales interdisziplinäres Management notwendig ist.
Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
07. Oktober 2020
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