Geburtshilfe Frauenheilkd 2020; 80(10): e271
DOI: 10.1055/s-0040-1718345
Poster
Mittwoch, 7.10.2020
Case-Report II

Akutes Leberversagen unter Levonorgestrel-IUP

K Gillen
1   Universitätsklinikum Mainz, Gynäkologie und Geburtshilfe, Mainz, Deutschland
,
G Wisser
2   Universitätsklinikum Mainz, Anästhesie, Mainz, Deutschland
,
A Hasenburg
1   Universitätsklinikum Mainz, Gynäkologie und Geburtshilfe, Mainz, Deutschland
,
R Schwab
1   Universitätsklinikum Mainz, Gynäkologie und Geburtshilfe, Mainz, Deutschland
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Medikamentös-induzierte akute Leberschäden sind seltene Komplikationen mit einer Inzidenz von 10-15 / 10.000 - 100.000 Patienten / Jahr. Mehr als 1000 oral applizierte Medikamente, darunter auch einige orale Kontrazeptiva, können zu einer hepatozellulären Dysfunktion führen.

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Rasch progrediente, pulmonale Raumforderung vor Beginn der Remissionsinduktion.

Wir präsentieren den Fall eines reversiblen, akuten, medikamentös-toxischen Leberversagens bei einer gesunden jungen Frau, das am ehesten im Zusammenhang mit einer Levonorgestrel-Spirale steht. Bisher wurde in der Literatur nur ein weiterer vergleichbarer Fall beschrieben.

Eine 21-jährige Patientin ohne Vorerkrankungen stellte sich mit Übelkeit, Erbrechen, erschwerter Nahrungsaufnahme, ausgeprägter Fatigue und schmerzlosem Ikterus seit wenigen Tagen vor. Anamnestisch wurden Vorerkrankungen, eine Medikamenten- oder Phytopharmaka-Einnahme, ein Genussmittel-Konsum, vorausgegangene Auslandsaufenthalte, eine virale oder autoimmunologische Genese, Bluttransfusionen oder eine hereditäre Ursache ausgeschlossen.

Laborchemisch imponierte eine schwere Hepatopathie mit drohendem Leberversagen (Transaminasen > 2500 U/l, Gesamtbilirubin > 30 mg/dl, Quick-Wert von minimal 25 %), aber ohne Enzephalopathie.

Bildmorphologisch wurden keine höhergradigen Parenchymschäden, Perfusionsstörungen, fokale Läsionen oder ein Malignom nachgewiesen.

In der Leberbiopsie zeigten sich Leberzellnekrosen in 40-50 %, zentrolobuläre Gruppenuntergänge mit Kollapsfibrose und Einblutungen sowie Zeichen einer Leberzellregeneration mit portalem Entzündungsinfiltrat. Die histomorphologischen Befunde sprachen für eine medikamentös-toxische Genese.

Bei zunehmender Verschlechterung der klinischen Gesamtkonstellation erfolgte bei einem maximalen lab-MELD-Score von 30 eine Kurzevaluation zur Lebertransplantation, um bei Vorliegen der King’s College-Kriterien eine sofortige High Urgency-Listung vornehmen zu können.

Im Rahmen der Vorbereitung wurde die vor ca. 3 Jahren postpartal eingesetzte Hormonspirale entfernt. In Folge dessen besserte sich innerhalb weniger Tage sowohl der Allgemeinzustand als auch die laborchemischen Parameter, so dass keine Indikation zur Lebertransplantation mehr bestand. Die Patientin wurde mit normalen Lebersyntheseparametern entlassen.



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Article published online:
07 October 2020

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