Geburtshilfe Frauenheilkd 2020; 80(10): e270
DOI: 10.1055/s-0040-1718342
Poster
Mittwoch, 7.10.2020
Case-Report II

Übertragung von Toxoplasmose zwischen zwei schwangeren Schwestern durch Schmierinfektion

E Reuschel
1   Lehrstuhl der Universität Regensburg für Gynäkologie und Geburtshilfe, Klinik St. Hedwig, Krankenhaus der Barmherzigen Brüder, Regensburg, Deutschland
,
M Enders
2   Labor Prof. Enders und Kollegen, MVZ, Stuttgart, Deutschland
,
J Rausch
3   Praxis für Gynäkologie, Neumarkt, Deutschland
,
A Gessner
4   Institut für Mikrobiologie und Hygiene der Universitätsklinik Regensburg, Regensburg, Deutschland
,
B Seelbach-Göbel
1   Lehrstuhl der Universität Regensburg für Gynäkologie und Geburtshilfe, Klinik St. Hedwig, Krankenhaus der Barmherzigen Brüder, Regensburg, Deutschland
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Einleitung Eine 24jährige IIIG / IIP mit eigener Landwirtschaft, inclusive sechs Jungkatzen, stellte sich in der 21.SSW bei V. a. eine frische Toxoplasmoseinfektion in unserer Pränatalsprechstunde zur Feindiagnostik vor. Dreieinhalb Monate später kam ihre 22jährige Schwester, IIG / IP, die 40 km entfernt in einer Stadtwohnung lebt, in der 18.SSW ebenfalls bei V. a. eine frische Toxoplasmoseinfektion zum DEGUM-II-Sono. Beide Feten zeigten im Organscreening und in den darauf folgenden Ultraschallkontrollen keine Toxoplasmose-infektionsspezifischen Auffälligkeiten.

Material und Methoden: Beide Schwestern wiesen im Serum Toxoplasmose-positive IgG- und IgM-Antikörper bei niedriger Avidität auf, sodass jeweils eine frische Toxoplasmose-Primärinfektion diagnostiziert und eine Therapie mit Daraprim, Clindamycin und Ca-Folinat begonnen wurde.

Ergebnisse Bei der älteren Schwester kam es mit 39 + 4 SSW zum Spontanpartus eines weiblichen Neugeborenen (3630g, 54 cm L., 35 cm KU; Apgar 9 / 9/10, NA-pH 7,25, BE -2,0). Die postnatal durchgeführte Schädelsonographie zeigte ein unauffälliges Parenchym und Ventrikelsystem, keine Einblutungen oder Zysten bei auf Toxoplasma gondii negativer Toxoplasmose-PCR im Nabelschnurblut. Die jüngere Schwester, derzeit in der 24.SSW, verneinte auf Nachfrage zum Infektionshergang, einen Besuch auf dem Bauernhof ihrer Schwester oder Verzehr von rohem Fleisch. Das einzige Treffen der Geschwister, das gemeinsam mit ihren Kindern stattgefunden hatte, war im Haushalt ihrer Mutter, Oma der Kinder, die ebenfalls keine Katze besitzt.

Zusammenfassung Bei der Toxoplasmose handelt es sich um eine weltweit vorkommende Infektionskrankheit. Die Katze ist Endwirt, der Mensch Zwischenwirt. Eine Übertragung von Zwischenwirt zu Zwischenwirt durch sporulierte Oozyten mittels Händekontamination, z. B. massiv enthalten im Katzenkot, ist in vorliegendem Fall durch Schmierinfektion vorstellbar. Daher ist speziell in der Schwangerschaft auf absolute Händehygiene zu achten.



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Article published online:
07 October 2020

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