Geburtshilfe Frauenheilkd 2020; 80(10): e264
DOI: 10.1055/s-0040-1718323
Poster
Mittwoch, 7.10.2020
Case-Report II

Hyperreactio lutealis und deren Ursachen – ein Fallbericht

A Tauscher
1   Abteilung für Geburtsmedizin Universitätsklinikum Leipzig, Leipzig, Deutschland
,
E Langer
1   Abteilung für Geburtsmedizin Universitätsklinikum Leipzig, Leipzig, Deutschland
,
N Dornhöfer
2   Klinik und Poliklinik für Frauenheilkunde Universitätsklinikum Leipzig, Leipzig, Deutschland
,
H Stepan
1   Abteilung für Geburtsmedizin Universitätsklinikum Leipzig, Leipzig, Deutschland
› Author Affiliations
 

Die Vorstellung der 29 jährigen II Gravida I Para erfolgte erstmals in der 16+3 Schwangerschaftswoche zur Mitbeurteilung bei Adnextumoren beidseits. Es zeigten sich zwei große multizystische Befunde beidseits (links 8,2x11,2cm; rechts 9,4x13,4cm), welche kranial bis an den Leberunterrand reichten, das gesamte Retroperitoneum ausfüllten und medial konfluierten. Am ehesten bestand der Verdacht auf Hyperreactio lutealis. Laborchemisch zeigte sich sowohl ein hohes ß HCG, als auch erhöhte Testosteron und Androstendionwerte. Zum Ausschluss eines Borderlinetumors erfolgte die Bestimmung der Tumormarker und es wurde eine MRT Untersuchung veranlasst. Die Tumormarker waren unauffällig, der MRT Befund war mit Thekaluteinzysten vereinbar. Sonografisch fiel ein wachstumsretardierter Fet mit multiplen Fehlbildungen (Omphalozele, Fallot´sche Tetralogie, Spina bifida und Hirnfehlbildung). Bei hypervolämer und zystisch veränderter Plazenta bestand der V.a. eine Triploidie, welche zytogenetisch per ACT gesichert wurde (Karyotyp 69 XXY). Es erfolgte die Schwangerschaftsbeendigung. In der Histologie der Plazenta bestand kein Hinweis auf eine Blasenmole. In der laborchemischen und sonografischen Verlaufskontrolle waren sowohl die ß HCG Werte als auch die Zysten in der Größe deutlich regredient.

Die Hyperreactio lutealis ist durch oft sehr große bilateral multizystisch veränderte Ovarien charakterisiert. Ursächlich scheint eine erhöhte Sensitivität der Ovarien auf ß HCG zu sein. Thekaluteinzysten entwickeln sich bei ovarieller Überstimulation, Mehrlingsschwangerschaften, Blasenmolen (bis zu 50 %), Triploidien oder auch sporadisch im 3.Trimenon. Die Zysten bilden sich nach Abfall des ß HCG Spiegels spontan zurück. Um unnötoge Interventionen zu vermeiden, sollte bei o.g. Befundkonstellationen im Zusammenhang mit multizystischen Ovarien in der Schwangerschaft die Hyperreactio lutealis als Differentialdiagnose stets präsent sein.



Publication History

Article published online:
07 October 2020

© 2020. Thieme. All rights reserved.
Rüdigerstraße 14, 70469 Stuttgart, Germany