Geburtshilfe Frauenheilkd 2020; 80(10): e263
DOI: 10.1055/s-0040-1718319
Poster
Mittwoch, 7.10.2020
Case-Report II

Fulminantes postpartales HELLP-Syndrom

V Snoeck
1   Uniklinik Freiburg, Klinik für Frauenheilkunde, Freiburg, Deutschland
,
M Kunze
1   Uniklinik Freiburg, Klinik für Frauenheilkunde, Freiburg, Deutschland
,
I Juhasz-Böss
1   Uniklinik Freiburg, Klinik für Frauenheilkunde, Freiburg, Deutschland
,
F Markfeld-Erol
1   Uniklinik Freiburg, Klinik für Frauenheilkunde, Freiburg, Deutschland
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Das Akronym „HELLP“ steht für Hämolyse, erhöhte Leberenzyme und Thrombozytopenie. Ein Drittel der Fälle tritt es erst postpartal auf. Die Mortalität beträgt zwischen 1 und 25 %. Das HELLP-Syndrom ist eine Multiorganerkrankung, wobei bei 45 % schwere Komplikationen auftreten. Wir präsentieren drei Fälle von postpartalem HELLP-Syndrom mit schwerwiegenden zerebralen Komplikationen.

Fall 1: 33-jährige V/VI, Z.n. komplikationsloser Spontangeburt extern. Zuhause erlitt die Patientin einen Krampfanfall. Sofortiger Transport zum Krankenhaus. Im CT zeigte sich eine Hirnblutung mit beginnender Einklemmung. Luftgebundene Verlegung in die Uniklinik Freiburg. Hier wurde eine Ventrikeldrainage und ICP-Sonde angelegt. Am Folgetag Hirntodfeststellung.

Fall 2: 32-Jährige I/0 in Terminnähe. Bei Geburtsstillstand wurde extern eine sekundäre Sectio durchgeführt. Postpartal entwickelte die Patientin eine Vigilanzminderung, sodass die Patientin mit V.a. intrazerebrale Massenblutung in die Uniklinik Freiburg verlegt wurde. Hier notfallmäßige Kraniotomie. Im Verlauf Exitus letalis durch Hirnstammeinklemmung.

Fall 3: 33-jährige II/0, mit MC/DA Gemini, stationäre Observatio bei milder Präeklampsie. In der 34+4 SSW wurde die eilige sekundäre Sectio aufgrund eines Blasensprungs und Beckenendlage von Geminus I durchgeführt. Am Folgetag zeigte sich laborchemisch das Vollbild eines fulminanten HELLP-Syndroms. Bei progredienter Vigilanzminderung wurde ein cCT durchgeführt. Es zeigte sich ein subdurales Hämatom mit Mittellinienverlagerung und eine atypische intrazerebrale Blutung. Nach einer notfallmäßigen Hemikranektomie gestaltete sich der postoperative Verlauf erfreulich und die Patientin konnte zügig in die Neurorehabilitation verlegt werden. Aktuell zeigt die Patientin, bis auf leichte kognitive Störungen, keine neurologischen Defizite mehr.

Fazit Ort und Zeitfaktor können einen erheblichen Einfluss auf das maternale Outcome beim fulminanten HELLP haben.



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Article published online:
07 October 2020

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