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DOI: 10.1055/s-0040-1718310
Vorzeitiger Blasensprung (PPROM) in der 12. SSW – immer eine Indikation zum Schwangerschaftsabbruch? Eine Fallvorstellung
Einleitung Ein Blasensprung vor Beginn der fetalen Lebensfähigkeit (preterm prelabour rupture of membranes, PPROM) führt insbesondere im ersten Trimenon häufig zum spontanen Abort oder zum medizinisch indizierten Schwangerschaftsabbruch. Wird die Schwangerschaft fortgeführt, kann es im Verlauf zur Frühgeburt mit schwerem Atemnotsyndrom bei fetaler Lungenhypoplasie kommen. Die Beratung der Eltern hinsichtlich des weiteren Vorgehens gestaltet sich auch aufgrund der geringen Fallzahlen und der unterschiedlichen Verläufe schwierig.
Fallvorstellung 30-jährige IIG/IP, Vorstellung bei vorzeitigem Blasensprung in der 12. SSW. Sonographisch zeitgerechter Fetus mit Oligohydramnion (AFI 3 cm). Nach ausführlicher interdisziplinärer Beratung entscheiden sich die Eltern für ein abwartendes Vorgehen mit wöchentlichen Ultraschall- und Laborkontrollen. Bei guter fetaler Lungenentwicklung und stabilen Fruchtwasserdepots (AFI 2-3 cm) erfolgte in der 25. SSW die antenatale Kortikosteroidgabe. Mit 30+0 SSW kam es zu spontaner Wehentätigkeit und komplikationsloser Spontangeburt aus Schädellage (1360g, Apgar: 4/9/9). Nach notwendiger Intubation in der 50. Lebensminute und folgender Surfactantgabe konnte am 3. Lebenstag auf CPAP-Atemunterstützung umgestellt werden. Bis auf milde Kontrakturen der Arme beidseits und einer Klumpfußstellung rechts ist das Frühgeborene ansonsten in guter respiratorischer Verfassung sowie neurologisch und motorisch unauffällig.
Schlussfolgerung Dieser sehr erfreuliche Fall zeigt, dass keine generelle Empfehlung zum Schwangerschaftsabbruch nach sehr frühem vorzeitigem Blasensprung ausgesprochen werden kann. Durch abwartendes Verhalten war in diesem Fall eine Schwangerschaftsverlängerung um 18 Wochen möglich. Die Beratung der Eltern sollte vor allem auf der Beobachtung der vorhandenen Fruchtwassermenge basieren. Ein stetig messbares Fruchtwasserdepot spielt die entscheidende Rolle für die fetale Lungenentwicklung, das fetale Wachstum, die Tragzeitverlängerung und somit das fetale Outcome.
Publikationsverlauf
Artikel online veröffentlicht:
07. Oktober 2020
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