Geburtshilfe Frauenheilkd 2020; 80(10): e253
DOI: 10.1055/s-0040-1718288
Poster
Mittwoch, 7.10.2020
Case-Report II

Abdominelle Tuberkulose als Differentialdiagnose zum Ovarialkarzinom

K Lambers
1   Universitäts-Frauenklinik, Freiburg, Deutschland
,
H Prömpeler
1   Universitäts-Frauenklinik, Freiburg, Deutschland
,
M Klar
1   Universitäts-Frauenklinik, Freiburg, Deutschland
› Author Affiliations
 

Eine 22-jährige Patientin ohne Migrationshintergrund oder Reiseanamnese wurde uns mit seit 4 Monaten bestehenden abdominellen Schmerzen und Aszites zur weiteren Diagnostik zugewiesen. Extern war bereits trüber lymphozytärer Aszites punktiert und eine diagnostische Laparoskopie ohne Anhalt für Malignität durchgeführt worden. Im CT war eine Imbibierung des Mesenteriums und Peritoneums diagnostiziert worden, woraufhin die Diagnostik auf Mykobakterien veranlasst wurde (Quantiferon-Test und MTUB-Komplex positiv).

Bei gleichzeitig erhöhtem CA 12-5 (441U/ml) und transvaginalsonographisch nachgewiesenen Adhäsionen, Konglomerattumor von Uterus und Adnexen sowie peritonealer Verdickung wurde die Indikation zur Re-Laparoskopie zum Ausschluß eines Ovarialkarzinoms und zur Gewinnung von Frischgewebe gestellt. Intraoperativ zeigte sich ein ausgedehnter Verwachsungssitus mit feinknotigen weißlichen Auflagerungen an Peritoneum, Darm und innerem Genitale.

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Intraoperativer Befund.

Die Histologie ergab eine schwergradige chronisch-granulomatöse Entzündung ohne Malignität. Im gewonnenen Frischgewebe konnten nach 18 Tagen Bebrütung Mycobacterium tuberculosis diagnostiziert werden. Daraufhin erfolgte die Therapie mit Pyrazinamid und Ethambutol für zwei Monate sowie Isoniazid und Rifampicin für 6 Monate bis zur vollständigen Rekonvaleszenz.

Diskussion Von weltweit 10 Millionen TB-Neuerkrankungen in 2018 manifestierten sich etwa 15 % extrapulmonal. In industrialisierten Ländern beträgt die Rate von abdomineller Tuberkulose nur 1 % aller Tuberkulosefälle. Infektionsquelle können kontaminierte Lebensmittel oder hämatogene Streuung eines primären Tuberkuloseherds darstellen. Differentialdiagnostisch müssen insbesondere chronisch-entzündliche Darmerkrankungen und Neoplasien ausgeschlossen werden.



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Article published online:
07 October 2020

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